Vom Fallen und wieder Aufstehen
Vom Fallen und wieder Aufstehen
Der Wüstentalk: Mut zu Bewegung und Veränderung
Ein trockener Alkoholiker und ein BMX-Fahrer haben mehr gemeinsam, als man zunächst annehmen könnte: Beide kennen sich mit dem Hinfallen aus, damit, wieder aufzustehen, immer wieder zu trainieren und Sprünge zu wagen, sich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn etwas nicht klappt. Das ist nicht nur ein Bild für die mühsame Arbeit, sondern vor allem eine Haltung, Mut zur Bewegung und Veränderung.
Den gibt es auch in Situationen, die gänzlich aussichtslos erscheinen, berichtet Annette Hager, Moderatorin im WDR und beim Wüstentalk in der Färberei. Sie denkt an einen weiteren Gast, der beim kommenden Wüstentalk zum Thema „Mut zu Bewegung und Veränderung“ dabei sein wird: Julia Wolff, die vor zehn Jahren einen Unfall hatte mit der düsteren Prognose, nie wieder laufen zu können – und die heute wieder Theater spielt und Yoga unterrichtet. Und es geht auch um Bewegungen, bei denen immer ein Stück zurückbleibt: Dem Thema Flucht mit all seinen Facetten widmet sich Georgina Manfredi, die Selbsthilfegruppen für Geflüchtete gegründet hat.
Und dann kommen noch die Nachbar*innen dazu, die Menschen aus dem Quartier, Gäste, die mit Oberbarmen verbunden sind: Beim Wüstentalk tauschen sich alle aus, von der psychisch kranken Künstlerin über den Doktor in Philosophie bis hin zum Obdachlosen. Es eröffnet sich die Möglichkeit, aus dem gesellschaftlichen Stillstand herauszukommen, offen und neugierig aufeinander zu zugehen. „Wir haben auch keine Gäste auf dem Podium, die unendliches Expertenwissen haben“, erläutert Annette Hager das Vorgehen. „Wir sitzen in geselliger Runde im Café der Färberei, und ich gehe rum und versuche, möglichst viele anzusprechen.“ Alle, die zu „Mut zur Bewegung und Veränderung“ da sein werden, sollen andere eher ermutigen, ihr Expertenwissen aus dem eigenen Alltag zu teilen, Einblicke geben in ihr Leben und ihre Erfahrungen. „Die Gruppe ist klüger als der Einzelne.“
Annette Hager schätzt beim Wüstentalk am meisten die Momente, in denen Menschen Aha-Erlebnisse haben. So erinnert sich die Moderatorin noch gut an die Worte eines Rollstuhlfahrers, der erzählte, was kaputte Fahrstühle mit ihm machen. Dass er dann wochenlang die Wohnung nicht verlassen konnte, bis der Fahrstuhl repariert war – etwas, worüber Menschen ohne Rollstuhl kaum nachdenken.
Der Wüstentalk lädt also ein, die Perspektive zu verändern, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die man in anderen Zusammenhängen vielleicht nicht trifft, und ermutigt bei dieser Runde besonders zu Bewegung und Veränderung im Innen und Außen. Der Wüstentalk findet am Mittwoch, 13. November, um 19 Uhr im Färberei-Café statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.