Die Geschichte unseres Hauses

Dungs & Com, Bleicherei und Strangfärberei, Rosenau
13 und Stennert 6-10

1903 bis ca. 19321

 

O. Schmitz, Färberei für Seide, Kunstseide und
Baumwolle, ca. 1932-1962

 

Die Färberei, Kommunikations- und Informationszentrum
für Behinderte und Nichtbehinderte, ab 1994

 

Färberei e.V. – Zentrum für Integration und Inklusion,
ab 20 , Peter-Hansen-Platz 1

Richard Dungs gründete mit seinem
Teilhaber Neuhoff 1903 an der Rosenau 13 eine Strangfärberei mit Bleicherei, in
der vorwiegend  Baumwollgarne und Kunstseide gefärbt wurden. Nach dem 1. Weltkrieg wurden die Räume zu klein. Trotz Inflation und Währungsreform baut die Firma „Richard Dungs &
Com“ 1923 auf Stennert 6-10 eine neue moderne Färberei. Die Färbereien sind in diesen Jahren immer noch ein wichtiger Industriezweig im Wuppertal. Es gibt an die 100 Färbereien. Einige der größten sind die von „Dienst & Sohn“ in der Moritzstraße in Elberfeld, „Schlieper & Baum“ in
Laaken und „Wilhelm Morgenroth GmbH“ in der Färberstraße in Elberfeld, „Wittenstein-Troost“ an der Allee in Barmen und „Wilh. Rodewald GmbH“ im Rauental.

Die neue Färberei am Stennert bekommt eine neu-klassizistische Form. Über einem verputzten Sockel gliedern einfache Lisenen den Baukörper in vier und fünf Fensterachsen, zwischen denen
quadratische Fenster den strengen Eindruck der Architektur unterstreichen. Ein umlaufender Architrav mit Attika bildet den deutlich hervorgehobenen oberen Abschluss der Fassade unter dem Mansarddach. Im Keller befanden sich Farblager und Brunnen. Im Parterre waren Verwaltung und Labor untergebracht. Das Privatbüro von Richard Dungs war mit Seidentapete und feinen Umrahmungsleisten aus Eichenholz ausgestattet. In der 1. Etage wurden die Garne getrocknet
(Trockenzeit zunächst 12 Stunden, nach Einbau von Trockenmaschinen ab 1935 nur noch 1 Stunde). Die 2. Etage war Kühlraum, in dem die gefärbten Garne abgekühlt und die Farben damit „fixiert“ wurden. Die 3. Etage enthielt den Wassertank.

In der hellen und gut durchlüfteten Färbehalle standen große, mit Kupfer ausgeschlagene „Barken“ für das Färben. In zwei Nebengebäuden zur Berliner Straße (Nr. 6 und 8) befanden sich
Dampfmaschine und Kesselanlagen, Chemikalienlager, Garagen und Sozialräume für die Belegschaft. Es wurden reine Seide, Kunstseide, Wolle und Baumwolle von 15 bis 20 Färbern und 3 Färbermeistern gefärbt, 48 Stunden an fünf Tagen in der Woche bei einer halbstündigen Mittagspause. Wichtige Kunden von „Dungs & Com“ waren RIRI (Reißverschlüsse) und Vorwerk & Co (Teppiche).

Für die Garntransporte stand ein Citroen-Lieferwagen zur Verfügung. Für Geschäftsreisen nimmt Richard Dungs lieber die Kutsche, deren Pferde silberbeschlagenes Geschirr trugen. Allerdings
war die Remise am Privatwohnhaus der Familie Dungs in der Jaegerstraße und später an der Schimmelsburg 23.

Mitten in der Weltwirtschaftskrise stirbt Richard Dungs. „Dungs & Com“ macht Konkurs. Der Prokurist Otto Schmitz übernimmt die Konkursmasse für 1.400 RM, Inventar, Belegschaft und Kunden. Otto Schmitz war 1914 als kaufmännischer Lehrling in die Firma eingetreten, 1928 erhielt er Prokura. Er lässt einen neuen Firmennamen eintragen, „O. Schmitz, Färberei für Seide, Kunstseide und Baumwolle“. Es wird investiert, 1935/36 wird eine Entnebelungsanlage installiert, die die gesundheitsgefährdenden Dunstschwaden in der Färbehalle mindert, eine leistungsstärkere Färbemaschine angeschafft, 1938 werden Gebäude und Grundstück gekauft. Die Geschäfte gehen gut – bis zum Krieg.


Die Färberei übersteht ohne größere Gebäudeschäden den Bombenkrieg. 1944 war Alma Offermann Teilhaberin geworden. Auch sie war als 1927 als kaufmännische Angestellte in die Firma eingetreten, hatte in Abendkursen die Textil-Ingenieurschule besucht und 1942 Prokura erhalten.

Nach dem Krieg und den schwierigen Jahren bis zur Währungsreform hat die Färberei mit der gesamten Textilindustrie Hochkonjunktur. Moderne Maschinen und Apparate werden angeschafft. Es wird gut verdient. 1962 allerdings muss die Firma „O. Schmitz“ einen Teil des Grundstücks wegen der Verbreiterung der Berliner Straße an die Stadt verkaufen. Ein Weiterbetrieb war danach nicht mehr möglich. Es sollte ein neuer Betrieb in Langerfeld aufgebaut werden, was jedoch nicht zustande kam. Otto Schmitz und Alma Offermann vereinbarten schließlich einen Leibrentenvertrag mit der Stadt. Die Färberei wurde stillgelegt, das Inventar u.a. an Vorwerk & Co verkauft. Otto Schmitz starb 1979.

1987 wird das Gebäude der ehemaligen Färberei in die Denkmalliste eingetragen. Im gleichen Jahr beschließt der Rat, das Gebäude zu „einem Kommunikations- und Informationszentrum für Behinderte und Nichtbehinderte“ umzubauen. Die markante Dachkonstruktion mit „englischer Laterne“ über dem ehemaligen Maschinensaal wurde erneuert, darunter Saal und Café eingebaut. 1994 wird das Begegnungszentrum eingeweiht. Alma Offermann, letzte Teilhaberin der ehemaligen Färberei, war zur Eröffnungsfeier eingeladen.

 

Quelle: Rhefus-Ordner Textilroute