Sich trauen, zu tanzen
Männertag: Was Mann gut tut

Man stelle sich vor: Alle können in der ausgebuchten Yoga-Stunde den Lotussitz, legen die Hände in der stehenden Vorbeuge vollständig auf dem Boden ab und schaffen es später sogar, das Bein hinter das Ohr zu klemmen. Alle – abgesehen vom einzigen Mann im Raum, der noch nicht einmal entspannt im Schneidersitz verweilen kann. Nach dieser Stunde wird er wohl kaum zurückkommen, obwohl sein Rücken und seine Gelenke sich über etwas Yoga freuen würden. Was aber, wenn es einen Kurs extra für Männer gibt, der vielleicht sogar von einem Mann geleitet wird? Dann sieht das alles schon anders aus, weiß Andreas Dittmar, der seit nun zehn Jahren den Männertag in der Färberei organisiert. Und neben diesem Event passiert einiges darüber hinaus. „Knackiges Yoga für alte Männer“ lautet die Lösung für die Beweglichkeit. Aber bei allem, „Was Mann gut tut“, geht es im Grunde darum, die Rolle zu hinterfragen, die die Gesellschaft Männern auferlegt – und eine eigene Antwort zu finden.
Das bedeutet auch, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, Worte für die Gefühle zu finden, die sonst keinen Raum finden – oder mit denen es so geht wie in der Yoga-Stunde: In einem Kreis voller Frauen, die alle geübt darin sind, über ihre Gefühle zu sprechen, fällt es Männern noch schwerer, sich zu öffnen. Das erklärt Andreas Dittmar, der schon seit vielen Jahren Männerarbeit macht. Begonnen hat es mit/ bei? ihm durch eine Trennung und die Feststellung, dass die meiste Beratung in solchen Fällen von Frauen für Frauen kommt – aber Männer nur wenig Unterstützung finden. „Männer sind oft eher so die Macher, die denken, alles aushalten zu müssen“, erklärt er. Wenn Männer aber gemeinsam einen Raum finden, in dem sie üben können, offen und zugewandt zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen, fällt auch der Umgang in krisenhaften Zeiten leichter. So gibt es nun die Wuppertaler Männergruppe, die regelmäßig ganz unterschiedliche Sachen macht; meist mit therapeutischem Ansatz, Atem- und Körperübungen – aber immer entstehen Freundschaften: „Ein Zusammensein, ohne etwas dafür tun zu müssen.“
Und der Männertag, der am 30. August zum zehnten Mal in der Färberei stattfindet, ist ein Höhepunkt der Männerarbeit: „Ich werde in einem halben Jahr nicht so viel gedrückt, wie an diesem Tag“, erzählt Andreas Dittmar. Mit den Workshopleitern sind mehr als 100 Menschen in der Färberei, „alles Männer, die das aus innerer Überzeugung tun“. Mann kann Dinge ausprobieren, sie und sich dabei entdecken. Vom archaischen Trommeln mit nacktem Oberkörper ums Feuer herum bis zu Vertrauensübungen, vom gemeinsamen Tanzen bis zur Arbeit mit dem Atem können die Männer in einem geschützten Raum alles ausprobieren, was ihnen guttut. Und an Infoständen von weiteren Möglichkeiten erfahren, nach Büchern stöbern und ins Gespräch kommen. „Es geht darum, Dinge kennenzulernen, die ich von mir selbst noch nicht kenne – zum Beispiel sich trauen, zu tanzen.“
Der Männertag „Was Mann gut tut“ findet am Samstag, 30. August, ab 9.30 Uhr in der Färberei statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende von etwa 25 Euro wird allerdings gebeten, da den Teilnehmern neben den Workshops auch Verpflegung zur Verfügung gestellt wird. Neben dem Event bietet die Männergruppe viel weiteres Programm an: Zurzeit gründet sich eine Väter-Gruppe, die sich gegenseitig bei Trennungen unterstützt, es gibt Tai Chi, therapeutische Kurse – und natürlich das knackige Yoga.