Glückliche Stunde – Texte und Bilder

Oberbarmen schreibt Geschichte!

Die Glückliche Stunde, eine kollektive Lesebühne der Mobilen Oase unter freiem Himmel am 23.5.24 mit Original-Texten der Menschen aus Oberbarmen zum Thema Land unter? Oder Land in Sicht? Eine Stunde lang wurde gemeinsam gelesen, gelauscht, geträumt und gepaddelt. Nach dem Anlegen schlürfte die Boots-Crew zusammen mit den Besuchern und Mitwirkenden genüsslich Ahoi-Brause am sicheren Ufer der Berliner Straße. Weiter untern findest Du die gelesenen Texte komplett zum Nachlesen.

Credits:

Konzept: Mobile Oase. Performance: Abdulrahman Alasaad, Roland Brus, Gisela Kettner, Goran Milovanovic, Daniela Raimund, Olaf Reitz  Ausstattung: Daniela Raimund und Uwe Schorn. Live-Musik: Jakob Jentgens / Saxophon  Interviews und Texte: Roland Brus Mitarbeit Interviews: Abdulrahman Alasaad (Übersetzer) und Daniela Raimund Dokumentation: Fotografie Stefan Fries, Daniela Raimund; Video Uwe Schorn Projektleitung:  Roland Brus & Daniela Raimund Projektkoordination: Uwe Peter

Herzlichen Dank allen Interviewpartner*innen und allen Mitwirkenden der Glücklichen Stunde. Wir danken der DLRG Remscheid, Peter Moll vom Wuppertaler Segelclub an der Bever für ihre Unterstützung. 

 

>> hier findest Du einen kurzen Bericht über die Aktion von Alina Komorek

>> hier geht’s zurück zur Homepage vom Projekt transit_oberbarmen

Rettungsring und 3 Koffer
Menschen sitzen auf Baumstümpfen, haben Rettungswesten an und tun so, als ob sie Paddeln, im Vordergrund ein Saxophonspieler

Land unter? – Land in Sicht?

Was nimmst du mit? – Was lässt du zurück?

Originaltextauszüge von Interviews des Stadtschreibers und seines Teams auf der Straße in Oberbarmen im Frühjahr 2024
 
 

Tragischerweise, glaube ich nicht mehr, dass wir das noch hinkriegen. Weißt du, wir Menschen als Menschheit.
Der Zug ist abgefahren.  Die Bauern rennen hier rum und stören sich daran, dass der Sprit jetzt auf einmal ein bisschen realistisches Geld kostet, und nicht mehr so subventioniert wird und blockieren Straßen. Und die Welt ist eigentlich am Untergehen.  Oder es wird über Gendersternchen diskutiert. Und eigentlich haben wir echt Themen. Wir fliegen trotzdem überall hin und produzieren einen Müll. Das ist unfassbar. Nur einer dieser Gemüseladen, was der am Tag da an Müll produziert. Oder auch wir hier. Hier arbeiten grüne Wähler. Also Leute, die über so etwas nachdenken. Und Papiertrennen ist ja wirklich einfach. Und dann so gedankenlos. Das bei Leuten, denen es, glaube ich, in der Theorie eigentlich was bedeuten würde.
Wir Menschen sind einfach zu verwöhnt und sind nicht dafür geschaffen.

Mich stresst zum Beispiel, dass wir hier im absoluten Schlaraffenland leben und ich von überall nur höre, schlimm, schlimm! schlimm! schlimm! Wo ich denke, was stimmt nicht mit euch? Auch hier im Park, da gibt es ja auch Leute, die sind langzeitarbeitslos und so. Und was sind die am Erzählen dann? Mit dem wenigen Geld können wir uns kein Bio-Gemüse leisten und bla und bla. Die sitzen jeden Tag im Park, trinken ihr Bierchen, rauchen ihren Joint, holen sich eine Pizza. Eigentlich geht es denen so gut, aber sie merken das nicht. Und das ist so weit verbreitet, dieses Nicht-Merken, dass es einem gut geht. Von daher habe ich leider, muss ich sagen, den Glauben an die Menschheit verloren. Dass das hier mit dem Klima und so weiter nochmal geheilt werden kann.

Hier gibt es einen riesigen Wohlstand und ich höre immer nur das Gegenteil. Und dass, obwohl es uns eigentlich gut geht. Uns müsste eigentlich die Sonne aus dem Arsch scheinen, jeden Tag!

 

——

 

Was ich früher nicht hatte, ist so eine relative Zufriedenheit damit, dass mein Leben so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, bis hierhin und auch so, wie es jetzt läuft. Also klar, ich hab auch Tage, da denk ich mir, oh man, oh eine Scheiße. Aber die allermeiste Zeit. Und wenn ich meinen Sohn sehe, geht mir mein Herz auf, wenn ich meine Freundin sehe, geht mir mein Herz auf, wenn ich meinen Freundeskreis sehe, wenn ich meine Wohnsituation sehe und zu Tischtennis zu Hause spielen kann. Also ganz schön viel Tolles und Dinge, die ich mir früher so gewünscht habe, ohne wirklich zu wissen, dass ich mir das wünsche. Aber ich lebe jetzt, glaube ich, das, was ich mir früher mal so vorgestellt habe, was schön wäre, erstrebenswert.

 

——

 

Land in Sicht. Darauf arbeite ich hin, dafür sind wir alle hier. Das ist mein Ziel. Hier auf dieser Erde, in dieser Zeit.  Das Ende aller Möglichkeiten, die nicht funktionieren ist gekommen und ein neues Leben wird gebraucht.                      
Dieses Land ist also, ganz platt ausgedrückt, Paradies. Wirklich ein Miteinander, wo es um das Wohl aller geht. Wo genug für alle da ist. Ist es ja auch. Es ist ja nur nicht genug für die Gier da. Wo Mensch und Tier besser miteinander umgehen. Wo man ein Bewusstsein dafür hat.                                                                       …….
Wenn ich mich damit beschäftige, merke ich wie viel Bewusstsein so ein Tier hat. Wenn ich die Vögel auf dem Balkon füttere, oder die Pflanzen, wir trauen denen kein Bewusstsein zu. Und das ist in meinen Augen falsch. Wenn wir mit allem interagieren, machen wir nicht so viel Scheiße hier auf der Erde.
Sicherlich gibt es viele, die dagegen arbeiten, aber es gibt sehr, sehr viel mehr, in meinen Augen, die dafür arbeiten. Ich glaube das Bewusstseinslevel ist gestiegen.

Wir arbeiten mit all den anderen Lichtarbeitern zusammen, die wirklich bestrebt sind, das Bewusstsein durch die Energie zu heben. Wir kriegen da auch eine universelle Unterstützung. Es geht halt eigentlich darum, grundsätzlich für alle Lichtfelder die Frequenzen zu erhöhen, sodass alle Welt mehr und mehr bewusst wird.

 

——

 

Ich sehe Land unter. Mir gefällt unsere Politik nicht. Wir reden zu wenig über Frieden und so viel über Krieg. Wir gucken zu wenig hin, wie viel Angst die Leute mittlerweile in der jetzigen Situation haben.

 

——

 

Ich sehe Wolken, vielleicht auch Regen, der gar nicht so schlecht ist, auch wenn wir immer meckern, weil wir ja ganz viel Regen fürs Grundwasser brauchen. In diese Richtung denke ich für die Natur.
In meinem privaten Leben ist alles top, wir haben goldene Hochzeit. Und ich bin doch immer glücklich. Das ist ja nicht selbstverständlich. Mein Mann und ich streiten uns. Das ist ja auch schön. Man sagt ja auch Streitkultur. Das bereinigt die Luft.

 

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Überall nur Krise, ja. Es ist so eine Polykrise. Und das Schlimme ist, man sortiert das alles so auseinander. Eigentlich gehört das alles zusammen. Die eigentliche Frage ist für mich nicht mehr, wie ist das mit dem Klima, wie entwickeln sich die Wetterereignisse hier und so weiter, sondern die Frage, wie leben wir eigentlich zusammen? Wie stellen wir uns unser Zusammenleben vor? Wenn es nämlich wirklich diesen Klimakollaps gibt, wenn es wirklich die Katastrophe gibt, wenn die Not hier ist, wenn die Wupper wieder über die Ufer tritt und so weiter, wenn der Hagel die Häuser zerstört und so weiter. Wie gehen wir Menschen dann miteinander um? Kommt es dann zu so einer Dystopie, dass jeder übereinander herfällt, weil er noch irgendwas braucht und haben will? Oder kommt es zu einer Hilfsbereitschaft, einer Solidarität unter den Menschen? Wie reagieren wir als, als Gemeinschaft, als Gesellschaft auf diese Krisen?
Für mich wird es immer wichtiger, dieses Zusammenleben solidarischer zu machen, freundlicher zu machen. Also daran zu arbeiten, wie die Menschen miteinander ihre Welt gestalten und verändern.
Das mit diesem ganzen ökologischen Fußabdruck das alles immer auf die Privatpersonen abzuwälzen, das ist meines Erachtens falsch. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, eine politische Aufgabe. Das können wir als Einzelne nicht lösen. 
Als Einzelner bin ich verloren. Da habe ich keine Chance. Es geht nur gemeinsam. Ja, Land in Sicht! Es gibt überall so Grüppchen und Menschen, die was gemeinsam versuchen. Aber leider passiert dann oft in Abgrenzung von anderen, das ist ja nicht der Sinn.

 

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Land in Sicht. Weil ich jetzt nach zehn Jahren verstehe, was passiert ist. Ich war sehr gut, aber ich hab nichts verstanden. Aber jetzt verstehe ich, was in meinem Leben passiert. Da ist eine neue Frau. Wir sind seit vier Jahren zusammen, aber wir reden nur, jeden Tag, über Zoom, WhatsApp, sie ist Syrien, in Aleppo. Ich komme auch aus Aleppo. Ich warte auf sie. Man muss viele Papiere einreichen. Hierherkommen, das dauert.

 

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Stimmungsmäßig ist bei vielen gerade Land unter. Sowohl persönlich als auch irgendwie weltpolitisch. Alle haben zu viel bei allen. Allen steht das Wasser eigentlich bis zum Hals. Das bemerke ich in meinem Umfeld, bei jüngeren Menschen, dass es eher düsterer wird und man sich an echt kleinen Dingen festhält, um irgendwie durchzukommen.
Viele haben gar nicht mehr so ein richtiges Ziel, auf das sie hinarbeiten und den Weg dahin dadurch auch nicht genießen können. Die Generation meiner Eltern, die hätte sich gedacht, okay, wenn ich jetzt viel arbeite, dann gibt es ein Häuschen im Grünen und so. Das ist für uns heute – Fridays for Future oder die ganze Klimabewegung macht es ja immer wieder deutlich –  nicht mehr denkbar.  Es wird eher schlimmer. Das ist was echt Druck macht. Mir geht es jedenfalls so. Auch vielen in meinem Umfeld, dann entwickeln viele Ängste oder halt auch Depressionen.

 

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Jemand hat gesagt, unser Leben ist alles autodidaktisch. Das finde ich irgendwie toll. Also wir müssen selber lernen. Selber was draus machen aus dem, was das Leben uns bietet. Das ist für mich das Wichtige auch an Kunst und Kultur. Dass man dieses Autodidaktische, dieses Private, Individualistische irgendwo weitergibt. Und es so dann gemeinschaftlich macht. Also dieses miteinander reden und so etwas. Es braucht auch dieses Aufzeichnen, dieses Schreiben, Malen oder so, damit man voneinander lernen kann, auch über die Zeit hinweg, nicht nur in der konkreten Begegnung.

 

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Für mich ist Land in Sicht. Hinter mir herum sehe ich aber auch Landuntergehe, ziemlich viel. Menschen, die einfach in den Fluten sind und am Zappeln, und um Hilfe bitten, auch Freunde. Das nimmt mich mit. Ich finde nicht immer die Kraft jemanden rauszuziehen. Und vielleicht will derjenige auch drin bleiben im Wasser, weil er nichts ändern möchte. Aber für mich ist eher Land in Sicht, weil ich teilnehmen will. Weil ich vom Sofa hochwill, ich will nicht zu Hause auf dem Sofa verrotten.
Ich hatte lange eine chronische Erkrankung, auch seelische. Ich kenne auch Depressionen. Und ich habe lange daran gearbeitet, viele Jahre lang. Und da habe ich gemerkt, das wäre nicht besser geworden, wenn ich nicht den Hintern hochbekommen hätte. Wenn ich mir nicht meinen Schweinehund überwunden hätte, wenn ich nicht auf Leute zugegangen wäre, wenn ich mir nicht meine Ängste angeschaut hätte. So etwas wie Schattenarbeit.

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Es wird besser für mich. Vor allem nach der Corona-Zeit jetzt.  Als wir den Laden hier eröffnet haben, war keiner hier. Wenn ich auf die Straße gucke, ist es besser geworden. Mehr Leben. Man sieht, dass die Leute die Zeit mehr genießen.   Geld ist nicht einfach zu bekommen, aber wenn so hart arbeitet, bekommt man das Geld. Ja, wir arbeiten hart.

Die Lage in Oberbarmen ist perfekt hier. Wir haben hier alles, was die Leute brauchen. Die müssen nicht in eine andere Stadt fahren, um sich etwas zu kaufen. Es gibt viele Restaurants, Büro, Reisebüro. Alles, was du dir wünschst, ist hier. Die leisten gute Arbeit. Bevor ein neuer Laden eröffnet wird, wissen die ganzen Leute hier Bescheid. Wir kennen uns hier.

 

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Wir wohnen hier über der Sparkasse. Wir können hier richtig gucken. Ich sag so oft: Ich ziehe hier weg. Ich will hier nicht mehr bleiben. Mein Mann sagt er: Wo willst du denn jetzt hin? Ich bin 87, er ist 85.

Die Bank ist weg. Bei uns da vorne auf der Ecke. Da war voll die schöne Bank. Da konnte man sich so richtig schön setzen. Jetzt haben die gepflanzt da. Da ist schon alles weg. Da stehen Fahrräder da drin. Ein Auto steht jeden Tag bis an den Baum dran. Hat die ganze Seite platt geparkt. Kommt man kaum mehr vorbei.
Wir sind 50 Jahre hier. Das war ein Boulevard hier. Auch hier die Häuser, da waren gute Einkaufsmöglichkeiten. Wohnen war alles in Ordnung. Heute ist alles runter. Es wird alles verkauft. Die Eigentümer sind froh, wenn sie ihre Miete kriegen wollen. Dann ist doch egal, wer da einzieht. Schau mal, auf der anderen Seite. Die ganzen Araber. Wer soll den ganzen Scheiß essen? Entschuldigen, dass ich das jetzt so sage. Aber wenn ich da zwei Stunden bei so einem Gläschen Tee sitze. Das bringt doch kein Geld ein. Geldwäsche, was sonst? Oder jetzt hier der neue Juwelier. Was soll das denn? Da oben ist ein Juwelier, da ein Juwelier und da noch ein Juwelier. Wer soll das denn alles…

 

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Natürlich Land in Sicht. Ich hab alles, mein ganzes Leben. Was soll ich da irgendwie sauer oder betrübt sein? Es ist mein Leben! Ich freue mich. Und wenn die anderen sich nicht freuen, dann sind sie selbstschuld. Ich, für mich, freue mich, dass ich noch lebe, dass ich noch kann.
Wenn jemand ankommt und vorjammert, dann sage ich, weißt du was, jammere jemand anders voll, will ich gar nicht hören. Komm wieder, wenn du gute Laune hast. Man muss, auch wenn man schlecht drauf ist, man muss das Schlechte nicht weitergeben. 
Wenn ich jeden Tag sehe, was auf der Welt los ist, ne? Wenn ich dann nur noch bekümmert und traurig bin, da wollte ich nicht mehr leben. Das ist nicht lebenswert. Nein. Ich bin über 55 Jahre. Ich habe drei Kinder großgezogen. Ja, ich habe das Knie kaputt. Das ist mal eben halt so. Arthrose ist da. Wenn ich Glück habe, geht‘ se weg, wenn nicht bleibt‘ se da.
Ich habe immer so gelebt, wie ich wollte. Und werde den Rest meines Lebens auch noch so leben.

 

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Hier war Zeemann, hier war Family, hier war alles. Und heute, geh mal gucken, was hier alles ist… Bei mir vor dem Haus. Jeden Tag liegen da Papiere, da unten Papiere. Und Dreck, Dreck.  Und diese Sonnenblumenkerne. Wir haben die früher in eine Tüte gemacht. So eine Schweinerei hab ich noch nie in meinem Leben gesehen. Du musst ein Gesetz schaffen, das geht nicht, wenn du was wegschmeißt. Wir müssen was machen. Aber keiner hört uns zu.

 

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Ich erwarte immer was Gutes. Ein besseres Leben. Nicht für mich, für die Kinder. Für mich ist das egal.

 

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Land in Sicht. Ich darf jetzt endlich Arbeiten. Ich verdiene Geld. Ich kann meine Familie in Somalia unterstützen.

 

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Ich bin Seniorenbetreuerin. Ich wasche den Popo von alten Leuten. Überall, privater Pflegedienst. Jeder Popo hat seine Besonderheit? Ist wie ein Bild. Früher hab ich Bauchtanz gemacht. Und gemalt. Ich habe einen schwarzen Gürtel in Karate.
In drei Monaten gehe ich in Rente. Aber ich möchte weiterarbeiten. Mein Horizont, ich suche einen schönen Mann. Nicht alt. – 66. Aber der soll keinen Alkohol trinken.
Ich will einem Mann, der immer lacht. Ich will, wenn ich Musik höre und tanze, dann soll er für mich klatschen. Klack, so.

 

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Die haben nichts zu fressen. Kinder werden umgebracht. Alle gucken weg. Die palästinische Seite wird niemals aufgeben. Das ist ein Kampf, der seit 75 Jahren besteht. Bis zum letzten Kind werden wir kämpfen für diese Sache, weil es ist gerecht.  Die haben nur Gott. Und diese Hamas. Die haben den Israelis richtig gegeben. Israel besitzt die besten Waffen auf der ganzen Welt. Die treffen nur Häuser und Kinder und Frauen. Und wir sind nach 7 Monate noch standhaft. Die können die Hamas nicht ganz löschen. Was meinen Sie, wenn die Araber sich solidarisieren mit den Menschen in Gaza? Was bleibt dann von Israel?

 

——

 

Ich bin so enttäuscht von Deutschland, von den Deutschen. Kein Gesicht. Alles gelogen. Haben sie nichts gelernt vom Krieg? Von ihrem kaputten Land?
Deutschland Europa schickt viel Waffen, damit Israel weiter alles kaputt macht und keiner sagt was. Ich habe jetzt viele deutsche Bekannte und Freunde verloren. Ich sage, warum macht Deutschland das, warum geht ihr nicht demonstrieren gegen diese Regierung? Warum helft dir nicht den Palästinensern? Am Rathaus, warum hängt da eine israelische Fahne, warum?

 

——

 

Wo sollen diese Palästinenser gehen? Ins Meer oder was? Sie brauchen eine Heimat.
Alle machen die Augen zu. Die ganze Welt schaut zu. Die Regierung. Wir auch. Wir sind kleine Menschen. Wir können nicht so viel machen. Ja demonstrieren könnten wir. Aber wir brauchen einen Führer. Wir brauchen einen Held, oder?  Ohne geht es nicht. Aber da ist im Moment keiner in Sicht.

 

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Warum nicht zusammen? Ich helfe Israel und Palästina zusammen. Ich bin mit der Ukraine und Russland. Ich weiß nicht, wer recht und unrecht hat. Ich bin normal. Es ist egal für die Politik. Wir sind Menschen.10.000 Leben, 10.000 Lieben, 10.000 Lachen verloren in der Ukraine oder in Palästina. Wir haben in Syrien 1,5 Millionen Menschen verloren, seit 13 Jahren.  Man muss Stopp sagen. Stopp. Stopp, das reicht!!

 

——

 

Die müssen das Land teilen. Israelis, Palästinenser, die brauchen beide ein Land. Wenn die Kinder tot sind, sind die Kinder tot. Was für ein Land braucht man, wenn die Kinder tot sind?
Es gibt Länder neben Palästina und Israel. Vielleicht können diese Länder ein bisschen was geben. Es gibt Jordanien. In Syrien, Libanon, Bei uns im Libanon, das ist ganz klein, gibt es schon genug Palästinenser. 
Der Krieg wird nie aufhören, bis Ende die Welt.  Aber wir können helfen. Deutschland kann auch Leute aufnehmen, auch Kanada, genau wie Holland.

 

——

 

Am 7. Oktober 22 war ich im Kibbuz Beri, das jetzt angegriffen wurde.  Am 7. Oktober 23 war ich im Frauen KZ in Ravensbrück und haben den Überfall mitgekriegt. Ich gehe jeden Tag durch ein anderes Bad. Das schlechte Gewissen der Deutsche am Holocaust darf nicht zu solchen Vereinfachungen führen. Da fällt oft jede Differenzierung weg. Es geht darum viel zu wissen, zuzuhören und das Leid von beiden Seiten zu sehen. Das ist oft nicht der Fall.

 

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Land in Sicht. Ich denke, wir werden genetische Veränderung von allem haben, Obst und Gemüse und Getreide und haste nicht gesehen, sodass wir es irgendwann schaffen werden, auf der ganzen Welt irgendetwas anzubauen, was alle Menschen ernähren kann.

 

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Zumindest haben diese großen Demonstrationen ein bisschen mehr Land in Sicht gebracht. Es wird sich noch rausstellen, ob das wirklich hilfreich ist. 
Wenn ich solche Sätze höre, wie auf dieser Konferenz, dass alle Migranten rausgeschmissen werden sollen, dann wäre in Oberbarmen nichts mehr. Es gäbe keine Geschäfte, wo ich unheimlich gerne einkaufe. Keine Imbisse mehr. Tot! Auch die ganzen Menschen wären weg, die hier den Stadtteil prägen und auch interessant machen.

 

——

 

Eine Machtübernahme durch eine extrem rechte Partei, ist durchaus möglich. Es ist auch gar nicht so schwierig, wenn sie nur an die 30-40 Prozent hat, das zu übernehmen. Es ist 33 genauso passiert. Das geht ruckzuck. Dann sind alle demokratischen Dämme gebrochen. Vom Verfassungsgericht, der Gerichtsbarkeit und so weiter. Das ist sehr schnell abgeschafft.

Es könnte passieren, dass man mich dann als Deutscher auch deportieren will, wenn man in meine Biografie guckt, als Linker. Ich bin mit deutscher Sprache groß geworden, das ist für mich sehr wichtig. Ich wüsste nicht, wo ich hingehen sollte, und würde ich mich nicht wohlfühlen. Wahrscheinlich wäre das dann das Ende. Dann würde ich halt sagen, ich gebe mir eine Kugel oder irgendwas Anderes.

 

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Mich beschäftigt eigentlich, wie es überhaupt in Deutschland weitergeht. Ich finde, viel Hilfe okay, aber manchmal auch an falschen Ecken, wo zu viel geholfen wird. Und wo anderen wiederum nicht geholfen wird. Zum Beispiel, ausländische Mitbürger, dass die arm dran sind, gar keine Frage, aber denen geht es teilweise besser als unsere einen.

Ich merke es daran, dass ich selber auch schon mal vom Amt gelebt habe, wo man um alles betteln muss, alles hinterlegen muss und die kommen von außen und brauchen eigentlich im Endeffekt nichts. Sie brauchen nur ihre Situation zu schildern und denen wird geholfen. Beim Jobcenter war das ein Spießrutenlauf. Hätte ich nicht Familie und Freunde gehabt, hätte ich alles verloren.

Jetzt hab ich aber Land in Sicht. Hab mir einen neuen Job aufgebaut, eine feste Arbeit. Ich glaube auch langfristig und was auch Spaß macht. Von der Altenpflege und Jobs zwischendurch, bin ich jetzt Busfahrerin. Dafür habe ich lange gekämpft, fünf Jahre. Von der Ablehnung vom Arbeitsamt bis zur Umschulung. 
Wenn ich die 332 zum Beispiel nach Hattingen fahre… das sind so Highlights: Letzte Woche morgens früh: das erste, was ich im Grün gesehen habe, es war zwar noch dunkel, aber plötzlich: ein Fuchs!

 

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Wir brauchen nicht mehr Leute in Deutschland. Wir brauchen Leute, die in ihrer Heimat bleiben. Leute, die arbeiten. Wissen Sie, so viele, die neu sind, dass sie arbeiten wollen?

Ich bin von Griechenland damals gekommen und sofort, den nächsten Tag musste ich arbeiten.  Sonst habe ich nicht einen Cent von Deutschland gekriegt. Nicht einen Cent. Bis jetzt. Jetzt kriege ich Rente, aber die habe ich auch gezahlt!

 

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Ich bin Türke, 55 Jahre und 35 hier. Das ist mein Land! Ich bin sehr zufrieden hier. Meine Kinder auch. Kein Krieg. Aber Futter! Hier kann man viel machen, selbstständig und alles. Klar geht es immer hin und her, aber es läuft.

 

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Ich möchte eigentlich immer Land haben, gutes Land. Wenn das dann anders ist, bin ich ziemlich außer mir. Im Moment ist eher Land unter. Weil ich mich ständig zanken muss. Im Moment hab ich Stress mit den Behörden, weil da diese Frau nicht mehr da ist, die für mich zuständig ist. Aber manche Menschen sind sehr nett, trotz Land unter.

 

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Ich bin halb Kurde.  Wir haben auch kein Kurdistan. Mein Vater hat gekämpft. Wir haben kein Land. Wenn wir mit den ganzen Kurden im Irak, Iran und so weiter, wenn die alle zusammen, dann wär das ja ein riesengroßes Land. Naja, das ist ja die Scheiße, da ist ja viel Öl. Traurig, traurig.

 

——

 

Hier auf dem Platz ist ruhig, aber dahinter machen sie immer Randale. Die sagen, hier ist immer schlimm. Am schlimmsten ist beim Mac Donalds. Da machen sie immer Randale. Hier ist immer ruhig. Wir saugen keinen an. Lassen alle Leute in Ruh.
Hinten an der Rosenau, am Ufer, ist alles versifft. Wo die immer am Grillen sind. Wenn wir da grillen, nehmen wir immer unseren Müll mit. Ich hab immer Anstand. Hab ich gelernt von zu Hause.

 

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Wir brauchen nichts mehr. Es ist alles da und ich kann alles wählen. Du bist da quasi nur noch Licht. Du brauchst auch kein Auto, kein Haus mehr. Aber wenn du eins willst, kannst du eins schaffen. Nur für den Spaß. Weil wir uns ja ausdehnen wollen.
Ich hab die Erwartung, das noch zu erleben, ja definitiv. Deswegen bin ich hier.

Jetzt reagieren die Leute nur noch aus eigener Kraft. Wir haben große Hilfe aus dem Universum bekommen, weil wir allein hätten das nicht geschafft. Das war wirklich sehr teuflisch. Das ist kein Witz. Die Energie, die versucht hat uns zu unterdrücken. Aber inzwischen ist die böse Energie ist vertrieben worden. Die ist nicht mehr im Umkreis der Erde. Da ist so ein Gürtel, drum herum, eine Abschirmung, die lassen die nicht mehr durch. Deswegen spitzt sich das mit dem Bösen jetzt nochmal zu. Die Kriege und alles. Die merken die verlieren.

 

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Die müssen das Land teilen. Israelis, Palästinenser, die brauchen beide ein Land. Wenn die Kinder tot sind, die Kinder sind tot. Was für ein Land braucht man, wenn die Kinder tot sind?
Es gibt Länder neben Palästina und Israel. Vielleicht können diese Länder ein bisschen was geben. Es gibt Jordanien. In Syrien, Libanon, Bei uns im Libanon, das ist ganz klein, gibt es schon genug Palästinenser. 
Der Krieg wird nie aufhören, bis Ende die Welt.  Aber wir können helfen. Deutschland kann auch Leute aufnehmen, auch Kanada, genau wie Holland.

 

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Am 7. Oktober 22 war ich im Kibbuz Beeri, das jetzt angegriffen wurde.  Am 7. Oktober 23 war ich im Frauen KZ in Ravensbrück und haben den Überfall mitgekriegt. Ich gehe jeden Tag durch ein anderes Bad. Das schlechte Gewissen der Deutsche am Holocaust darf nicht zu solchen Vereinfachungen führen. Da fällt oft jede Differenzierung weg. Es geht darum viel zu wissen, zuzuhören und das Leid von beiden Seiten zu sehen. Das ist oft nicht der Fall.

 

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Land ist da. Man muss es sehen. Das ist überall. Das ist immer da, konstant, egal in welcher Form. Ob man das jetzt direkt sieht oder nicht, das Land ist da. Das heißt, der Platz ist da. Nur was du daran siehst oder nicht siehst, das ist für jeden eine andere Sichtweise. Ich sehe es spirituell und spirituell ist immer alles da.

Natürlich gibt es auch Mangel. Dann muss dann nur Wege finden, das wieder zu haben, sozusagen in der Balance zu bleiben. Das fehlt bei vielen, weil die immer nur eine Richtung gehen, und danach jagen, sich versklaven. Wenn sie sich nicht versklaven, können die die schönen Dinge sehen, was im Mangel liegt, verändern, damit kein Mangel da ist, und dann funktioniert das. Aber das ist natürlich nicht so einfach. Man muss sich auch ein bisschen damit beschäftigen.

Ich hab so eine Aura, dass ich die Menschen anziehe, die dann auch gerne mit mir reden wollen. Die denken immer, ich bin Sozialarbeiterin. Ich komme allerdings aus einer ganz anderen Branche, ich bin Gebäudereinigerin. Die Leute kommunizieren gerne mit mir, erzählen mir ihre Geschichten. Dann lerne ich viele kennen, viele baue ich auch auf und somit bin ich mehr so der Sonnenschein. So ein Licht für die Leute.

 

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Ich sehe Land unter. Mir gefällt unsere Politik nicht. Wir reden zu wenig über Frieden und so viel über Krieg. Wir gucken zu wenig hin, wie viel Angst die Leute mittlerweile in der jetzigen Situation haben. Wir sollten langsam alle gucken, dass wir alle vernünftig, wie wir hier sind, miteinander leben können. Und nicht so viele Energien auf die Gegensätze richten, sondern mehr auf das Gemeinsame.  Wie macht das macht?  Na so, wie ihr es ja auch versucht hier.

 

——

 

Ich hab wieder Land in Sicht. Ich bin jetzt wieder zu Hause. Ich komme gerade aus der Klinik. Hab mich selbst eingewiesen. 6 Wochen. Jetzt geht es mir besser. Die Wohnung war zuletzt sehr messimässig. Ich muss jetzt aufräumen. Aber mein Nachbar unterstützt mich. Der sitzt einfach nur daneben. Das hilft mir. Danach trinken wir zur Belohnung immer einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen.

 

——

 

Wichtig ist, dass man sich kümmert. Man sich auf die Zukunft vorbereitet, wenn es hart wird.  Wenn man ein Problem hat, dann kann man das überwinden. Man darf nicht aufgeben und muss immer Hoffnung haben.

 

——

 

Wohin?  

  • Mir wäre es am liebsten da, wo auch Wasser ist, Ruhe ist. Da kann man mich ruhig abschieben. Einfach nur Ruhe.
  • Ich würde an Europa festhalten. Irgendein Land in der Nähe. Ich habe keinen Bock nochmal eine neue Sprache zu lernen.
  • Früher hätte man gesagt, Schweiz, da wo die Reichen sind. Oder in ein andres Land, wo man sein Geld bunkern kann. Aber es ist in allen Ländern Scheiße. Es gibt keinen Ausweg.
    Wir sitzen alle im selben Boot auf der Erde. Da kann keiner aussteigen. Der ganze Erdball! Weder du kannst aus dem Boot ausspringen noch deine Frau. Stell dir vor, das kriegt dann Schlagseite, dann ertrinken wir alle in den Weltmeeren.
  • Die Welt ist nur ein Stück. Es ist egal, wo man lebt. Das macht keinen Unterschied. Was einen Unterschied macht, ist wer regiert. Und Grenzen werden von Menschen gemacht.
  • Ich würde einen Tempel aufsuchen.
  • Ich würde hierbleiben und mich tarnen.

——

 

Was nimmst du mit? 

  • Ich nehme das Wissen mit, das ich gelernt habe. Alles andere geht verloren.
  • Ich nehme Erinnerungen mit.
  • Ich würde ein paar Bilder mitnehmen auf dem Handy.
  • Ich nehme gar nichts mit, nur mich.
  • Ich nehme nur mein Kind mit.
  • Meine Liebste nähme ich mit – wenn es dann irgendwie möglich ist.
  • Ich nehme meine Erfahrungen mit.
  • Ich habe meine Selbstständigkeit mitgebracht. Die nehme ich weiter mit.
  • Vielleicht ein paar Puppen von meiner Mama. Wo ich mich dran klammern kann. Oder das Heft mit den Erinnerungen, was ich bei dir arbeite.
  • Ich nehme ein gutes Buch mit, das mich inspiriert.
  • Ich möchte dieses Bewusstsein mitnehmen, das die Welt für mich sorgt.
  • Ich nehme auch bequeme Kleidung mit. Einen Kaschmirpulli, einen Wollpulli, Wanderschuhe.
  • Meine zwei Hunde. Meinen Sohn, der ist schon 22, aber trotzdem. Ein paar Anziehsachen, was man so braucht. Und Pflegemittel!
  • Jesus sagt, du brauchst nichts in deiner neuen Welt. Ich versuche zu lernen, alles aufzugeben.
  • Ich brauche immer ein Buch zum Aufschreiben. zum Beispiel um die Erinnerungen festzuhalten. Die Erinnerungen an das, was ich zurücklasse, als auch an das, was ich wieder von der Reise mit nach Hause nehmen möchte.
  • Bilder, Fotos, von meiner Kindheit, wo so die wichtigsten Personen da sind. Mein verstorbener Vater, Mutter, Oma, Oma.
  • Bücher, Papier und Stifte. Das Wichtigste, was man mitnehmen muss, ist eine Sprache, eine Sprachfähigkeit.
  • Ich hoffe, dass meine Frau, wenn sie rüberkommt, ihre Gesundheit mitnimmt.
  • Ich nehme die neue Bezahlkarte mit. Für Rewe, Netto, Aldi und Lidl in der Wüste.
  • Ich nehme einen Talisman mit.
  • Ich nehme nur meine Haut mit.
  • Ich werde alle, die ich geliebt haben und die in meinem Herz Platz haben mitnehmen.

——

 

Was läßt du zurück?

 

  • Zurücklasse ich auf jeden Fall ein Lebensabschnitt. Ich komme halt aus dem Osten und bin mit 13 in den Goldenen Westen gekommen und ich bin von einer Realität in eine ganz andere gekommen. So viel Freiheit wie hier ist überhaupt nicht selbstverständlich. Und wenn sie so selbstverständlich ist, kriegt sie einfach keiner mit.
    Ich war drei Jahre alt oder so. Meine Mutter ist halt arbeiten gegangen. Im Osten sind alle Frauen arbeiten gegangen und wollte mich vom Kindergarten abholen und dann hat sie gehört, der ist nicht mehr hier. Wir haben gehört, dass sie alleinerziehend sind, und dann war ich im Wochenkindergarten. Da wurde ich Montag morgens hingebracht und Freitagnachmittag abgeholt. Und da wurde keiner gefragt. Weißt du, also meine Mutter hatte keine Chance zu sagen, ne, das passt mir aber nicht. Und sowas ist Diktatur. Aber doch nicht irgendwie, du musst eine Maske tragen.
  • Ich lasse Alles zurück! Wir werden in der Lage sein, aus der reinen Energie her, Materie herstellen. Wozu brauche ich das dann mit mir rumzuschleppen?
  • Das Materielle lass ich zurück. Ich musste zwei Haushalte auflösen von Schwiegermutter und meiner Mutter. Plötzlich merkt man, mit was man sich alles belastet an materiellen Dingen.
  • Ich lasse diese Gedanken zurück: Mir wird nicht geholfen. Ich bin nicht gut genug. Ich werde nicht geliebt.
  • Schlechte Erinnerung. Falsche Freunde. Falsche Menschen –das lasse ich zurück.
  • Ich lasse meinen guten Namen zurück. Und das, was ich Gutes an den Leuten und für dieses Land getan habe.
  • Wenn ich jetzt gehen müsste, würde ich alles das, was ich liebe, zurücklassen.
  • Ich lasse auch Erinnerungen zurück. Und Hoffnung. Die Hoffnung bleibt hier in Wuppertal.