Glückliche Stunde “Bewegung” – Texte und Bilder
Oberbarmen schreibt Geschichte
Die Glückliche Stunde, eine kollektive Lesebühne der Mobilen Oase unter freiem Himmel am 5. Februar 2025 mit Original-Texten der Menschen aus Oberbarmen zum Thema Was bewegt dich? – Wer bewegt dich? – Was bewegst du? Eine Stunde lang wurde gemeinsam gelesen, gesungen, gelauscht, geträumt, und sich bewegt. Weiter untern findest Du die gelesenen Texte komplett zum Nachlesen.
Credits
Konzept: Mobile Oase. Performance: Roland Brus, Gisela Kettner, Goran Milovanovic, Jona Ostrowsky, Daniela Raimund, Olaf Reitz Ausstattung: Gisela Kettner, Daniela Raimund, Uwe Schorn. Live Gesang: Tina Hermann Tanz: Baptiste Bersoux Interviews und Texte: Roland Brus Mitarbeit Interviews: Abdulrahman Alasaad (Übersetzer) und Daniela Raimund Dokumentation: Fotografie Oskar Siebers (Fotogalerie oben), Daniela Raimund; Video Uwe Schorn Projektleitung: Roland Brus & Daniela Raimund Projektkoordination: Uwe Peter
Herzlichen Dank allen Interviewpartner*innen und allen Mitwirkenden der Glücklichen Stunde.
Glückliche Stunde
Was bewegt dich? – Wer bewegt dich? – Was bewegst du?
Originaltextauszüge von Interviews des Stadtschreibers und seines Teams auf der Straße in Oberbarmen im Herbst/ Winter 2024/25
Redaktion Roland Brus
Ich durfte jetzt an einer Veranstaltung teilnehmen. Da ging es um Spiritualität. Das Thema war vom Ich zum Du zum Wir. Und dann erstmal die eigene Spiritualität formulieren. Dann die des Gegenübers. Und dann die von einem großen Kreis. Spiritualität, hier in der Welt, wie geht das zusammen?
Es war so diametral anders, als das, was wir hier seit Jahren mittlerweile durchleben. Ob das jetzt die Politik ist oder Stadtteilleben. Es ist alles immer schwarz-weiß und klein und eng. Di8ese Enge im Denken und Beurteilen. Das war so eine Weitung. Das war so bewegend, dass mich das seit Tagen trägt.
Vor allen Dingen motiviert das wieder. Was zu tun, was so in einem drin ist. Also nicht irgendwie was zu tun! Nicht ein Engagement suchen. Aber für Dinge, die in mir drin sind, einen Ausdruck zu finden.
Ich komme aus Wichlinghausen, ich musste mich durchkämpfen. Mich bewegt, dass ich hier gut aufgenommen worden bin. Ich bin jetzt 25. Ich hab eine Chance bekommen, ich krieg jetzt Bafög, kann lernen und kann hier arbeiten.
Ich möchte wieder was zurückgeben, besonders für die, die jetzt nicht Teil des Systems sind. Es sind zu viele Milieus entstanden wie auch in Oberbarmen, wo Leute nur noch ihre eigene Heimatsprache sprechen müssen und aus der Blase nicht mehr rauskommen. Die haben ja gar kein Beispiel vor Augen! Und genau deswegen möchte ich Lehrer werden, weil ich auch wieder was weitergeben möchte, besonders für die von Unten kommen.
Letzte Woche war ich bei einer „Trauerzeit“. Das Erlebnis bewegt mich. Da ist noch ganz viel in meinem Körper aktiv. Dieses gemeinsame Trauern und was da drin für eine Schönheit und auch Kraft steckt, wenn ich mich traue zu trauern und mich weich mache und öffne für die Dinge, die mir wichtig sind und die mir vielleicht auch fehlen, wo ich einen Verlust habe oder ich weiss, ich würde mir so gerne Friede wünschen an manchen Orten auf der Welt. Wenn ich mich traue, das zu fühlen, dann gibt mir das Kraft, dafür einzustehen.
Ich bin tatsächlich im Moment viel im Kontakt mit der mehr als menschlichen Welt, das heißt mit Pflanzenwesen, mit anderen Wesen, man kann ja vielleicht sogar der Luft einen Charakter zuschreiben, das Luftwesen. Und dann bin ich so mit denen und die sind mit mir, und wenn ich zum Beispiel dankend oder singend oder so durch den Wald gehe, um so ein bisschen zu zeigen, hey, es ist so schön, dass ihr da seid, ich danke euch von Herzen – vielleicht, wer weiß, wie das bei einem Baum ankommt oder ob ein Baum auch davon bewegt wird?
Wenn ich mir die Jugend in meinem Alter jetzt anschaue, wenn du die meisten fragst, was Politik angeht, international oder im Inland, die meisten haben doch gar keinen Schimmer. Weil die ja einfach blind gehalten werden durch die ganzen sozialen Netzwerke. Man kann das ja gut nutzen, um auf Informationen zurückzugreifen. Wird eben nicht gemacht. Viele der laufen lieber einer Dubai-Schokolade hinterher.
Was bewegt mich? Ich sag mal so, wenn ich rausgehe vor die Tür, da gucke ich erstmal: Welche Straße nehme ich? Gehe ich runter oder gehe ich mal hoch? Oder bleib ich einfach vor der Haustür sitzen? Nee, sag ich, ich bewege mich mal. Gehe ich mal runter, gucke mal, ob da was sich geändert hat, ob da was anderes zu sehen ist, ob da ein anderer Kontakt kommt.
Keine Ziele nehmen, aber die richtige Bewegung machen! Ich hätte mich auch falsch bewegen können. Falsche Bewegung ist, wenn ich irgendwo hingegangen bin, wo nicht kultivierte Leute sind. Dann hätte ich nicht so eine gute Unterhaltung gehabt.
Ich suche nicht andere Menschen, sondern anderes Leben. Was die Leute so alles machen. Das hält mich in Bewegung. Damit ich Neues erfahren kann.
Mich bewegt, wie die mit dem Geld umgehen. Wir wollen mehr Geld zum Aufbau. Es fehlen Kindertagesstätten, Betreuungsstätten. Krappelstuben. Fehlt doch alles. Lehrer, Lehrer, es fehlen Lehrer. Die Kinder, die haben keinen Sport mehr. Keine Schwimmbäder mehr, die Kinder, die können nicht mehr schwimmen.
Ich meine, wir haben Glück. Uns geht es ja nicht schlecht. Uns geht es wirklich gut. Wenn ich die Dokus sehe. Die Kinder, die arbeiten und da und da! Und da noch eine Bombe rein, da noch eine Bombe rein! Woher kriegen die die Bomben? Woher? Auch von uns.
Meine Partnerschaft, Menschen die ich liebe, bewegen mich, vor allem wenn Menschen sich zeigen, wenn Menschen mutig sind und Menschen sich verletzbar machen. Das ist sehr schön.
Mich bewegt unser Klima. Das Soziale und das Klima, das kann man nicht voneinander trennen. Man muss einen Ausgleich finden zwischen dem, was wir produzieren und dem, was wir konsumieren. Das ist ein sehr, sehr großes Problem. Besonders die Situation in meiner Heimat, Marokko. Normalerweise haben wir in diesem Moment viel Regen, aber jetzt ist es so warm und sehr trocken. Es ist sehr schlimm. Wir suchen nach anderen Alternativen zu bauen. Vielleicht können wir in bestimmte Technologien investieren. Wir sollen einen anderen Stoff zum Bauen suchen. Ein Stoff, der klimafreundlich ist.
Was mich bewegt? Gar nichts mehr. Keine Hoffnungen, keine Sehnsüchte, keine Wünsche. Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen, schon vor 20 Jahren.
Ich hatte ein heißes Leben, ich hatte 100 Jobs, ich hatte Familie, ich hatte 1000 Freunde und Bekannte, ich habe zum Teil 6, 7 Mille im Monat gemacht, ich hatte alles, was ich wollte, alles. Das hat mich alles nicht glücklich gemacht.
Das Leben gefällt mir nicht, die Welt gefällt mir nicht. Früher habe ich versucht, ein Teil der Welt zu werden. Seit 20 Jahren versuche ich das nicht mehr, sondern mein Leben zu leben. Wenn ich jetzt alleine zu Hause sitze, dann bin ich relativ glücklich.
In Indien würde ich irgendwo in den Bergen sitzen, in der Höhle, verstehst du? Aber ich sitze hier in Wuppertal, meine Höhle habe ich mir selbst gebaut.
Ich sorge für mich auf minimalistische Art und Weise. Ich habe immer genug Zwieback, Cornflakes und so eine Scheiße bei mir abgebunkert. Ich ernähre mich oft fünf Tage lang von Kranwasser und diesem Scheiß. Irgendwann kriege ich den Punkt wieder und kaufe mir sogar mal einen Schnitzel oder eine Flasche Bier. Und dann reicht es aber auch wieder. Dann gucke ich, dass ich so lange wie möglich damit klarkomme. Und im Normalfall gehe ich entweder hinten rum morgens um sieben, wenn nichts los ist, zum Lidl. Ich gehe den Menschen lieber aus dem Weg.
Ich bin jetzt 60, ey, seit ich 12 bin habe ich Todessehnsucht. Ich habe das auch schon zigmal probiert. Irgendwas hält mich am Kacken. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe einen Engel über mir schweben. Irgendwer tritt mich die ganze Zeit und passt auf mich auf. Aber hör mir auf mit Gott, da kann ich nicht einsteigen.
Ich studiere Bauingenieurwesen, mich bewegt, eine Architektur zu schaffen, die unsere Identität wiederspiegelt. Gebäude, die eine Seele haben, die können auch viele Geschichten erzählen.
Mich bewegt ganz deutlich die Nächstenliebe, die man für andere Menschen zeigen kann und auch selbst bekommt. Mich bewegt, wenn man im Alltag sich Zeit füreinander nimmt und Zeit hat zum Zuhören.
Die meisten haben gesagt, sie gehen zurück. Aber stell dir mal vor, die Krankenhäuser ohne die vielen syrischen Ärtzte. Die Berliner Straße ohne die Syrer. Wie das hier aussähe! Dann hätten wir noch mehr Leerstände.
Mich bewegt es, wenn Menschen trotzdem weitermachen, obwohl sie einen schlechten Start ins Leben hatten. Das, was wir heute sind oder wie wir aussehen, wie wir heißen, das ist wie so ein Würfelwurf. Da, wo wir geboren worden sind, das haben wir ja nicht bestimmt und das können wir ja nicht bestimmen. Es gibt viele Menschen auf dieser Welt, abseits von Deutschland, die es ein bisschen schlechter getroffen hat. Das bewegt mich extrem, wenn ich Menschen treffe, denen es so ergeht.
Menschen, die inspirierend sind. Menschen, die nicht festsitzen in der eigenen Bubble und denken, es geht jetzt nicht weiter, das Leben ist so und ich kann nichts daran ändern. Menschen, die dir aufzeigen können, wie bunt das Leben eigentlich ist.
Was mich bewegt, sind Aufmerksamkeiten. Wenn man durchs Leben geht und immer sein Bestes versucht und es Menschen gibt, denen das auffällt, wie viel man geleistet hat, und dass man immer sein Bestes gibt.
Ich versuche mehr zu verstehen, wie, warum und weshalb Menschen manchmal in einigen Situationen handeln. Wie beeinflusst die Kindheit zum Beispiel jetzt unbewusst. Manchmal denkt man sich, warum reagiere ich so, wie ich gerade reagiert habe, aber manchmal liegt die Ursache noch in ganz frühen Jahren. Damit beschäftige ich mich gerade.
Ich finde inspirierend, Menschen, die aus dem Nichts was mit den eigenen Händen kreieren, ohne Erfahrung und ohne großartiges Wissen, die sich das aneignen und trotzdem es schaffen.
Wie kriegen wir wieder Frieden auf dem Erdball, ohne dass man sich nicht immer nicht in die Köpfe kriegt. Sondern, dass man mehr aufeinander zugeht, dem anderen auch mal zuhört. Mal nicht sagt, die Uhr ruft, ich muss aber jetzt schon wieder weiter.
Mich bewegt, dass man mich und alle anderen Behinderten richtig versteht und nicht ausgrenzt! Und dass man mich mal ausreden lässt und nicht sagt, das interessiert mich nicht. Ich möchte gerne mitreden, aber nicht, dass einer über mich redet.
Ich fahre mit dem Taxi. Diesen Rollstuhl darf ich eigentlich gar nicht haben. Weil meine Geschwister das nicht wollen. Aber ich habe den trotzdem jetzt. Auch abgezahlt. Aber das wissen die gar nicht, dass ich den Rollstuhl habe. Die Taxifahrer bringen mich hin und her bringen. Sonst fahr ich selber.
Ich habe das selber gelernt, auf der Bühne zu stehen.Ich habe 3 Rollen gespielt. Ich schreibe auch. Also Rollen, Fingertheater. Ich spreche mit meinen Fingern. Und Handpuppen spielen. Das habe ich auch studiert. Und ich versuche, die Leute – wie bei Clowns- zum Lachen zu bringen.
Vor der Bühne wissen die gar nicht, was wir reden. Sie applaudieren trotzdem.
Ich muss sehen, dass ich das alles irgendwie unter einen Hut kriege. Arbeit, Bewo, alleine wohnen. Ich versuche, dass ich vorwärtskomme in all den Gruppen, dass ich sagen kann, ich schaffe was. Ich bin mit Euch, und ich bin der Gruppe Politik, Schauspiel, Radio Gruppe, und im Troxhaus in der Trommelgruppe. Ich mache ziemlich viel. Dass ich mich ein bisschen ablenke. Weil sonst kriege ich echt einen Drehwurm.
Mich bewegen meine Beine.
Wird das anonym sein? Ja? – Es bewegt mich tatsächlich jetzt, dass ich wirklich pissen gehen muss. Und ich muss mich jetzt bewegen, wirklich. Den Piss werde ich auch bewegen, also der bewegt mich und ich bewege den auch.
Was mich bewegt, ist meine Familie in Syrien. Ich arbeite als Lieferant für Süssigkeiten und versuche, finanziell zu helfen. Die Situation ist bis jetzt gut. Ich hoffe, dass da alles ruhig bleibt. Meine größte Angst ist jetzt, dass irgend jemand von meiner Familie getötet wird.
Ich bin jetzt verlobt und momentan bereite ich mich auf die Hochzeit vor. All das bewegt mich zu arbeiten und etwas zu machen in diesem Leben.
Reich werden! Das ist mein Ziel im Leben. Ich mache in Bitcoin. Jetzt habe ich 18.000 auf meinem Konto. Ein Stück Bitcoin kostet 64.000. Ich habe ein halbes Stück. Jetzt bin ich 22. Vor zwei Jahren hab ich angefangen. Ich mache Traiding. Ich hab keinen Chef, ich habe das selber gelernt, einen Online Kurs bezahlt.
Sehr viel Geld. Das macht mir Spaß. Du machst was du willst. Du willst dieses Auto, du willst gehen, du willst kommen, du willst dieses essen, du willst fliegen nach Brasilien, fliegen nach Tokio. Du kannst alles machen.
Mich bewegen die ganzen Katastrophen, die ganzen Rahmenbedingungen. Das Zimmer, das immer enger wird von allen Richtungen. Aber das ist eher was, was einen lähmt. Das könnte zum Stillstand führen, deswegen bewege ich mich wahrscheinlich noch mehr als sonst.
Die zwei Katzen, die ich heute Morgen beobachtet habe auf der Straße. Das hat mich auch sehr bewegt. Die Katze, die unten lag, wahrscheinlich das Weibchen, lag da, sonnte sich und gähnte zwischendurch. Während der oben sich auch ganz schön bewegt hat. Er hat sie bewegt, würde ich mal sagen.
Was mich bewegt ist Reisen. Auch wenn man das ja heute nicht mehr so darf wie früher oder nicht mehr so erzählen darf, sind es doch Reisen, die den Horizont eröffnen. Ich glaube, wenn ich jeden Tag hier nur wäre, würde ich irgendwann auch aufhören, mich zu bewegen. Aber wenn man über den Tellerrand guckt, sieht, was sonst so möglich ist und was sonst so passiert, wird es so relativ, was wir hier für die Norm halten.
Mich bewegt mein ewiges Hinterfragen, was ja vielen auch auf den Wecker geht, Dinge immer nochmal auf den Prüfstand zu stellen, dass man nicht Dinge einfach hinnehmen will, sondern dass man immer nochmal was aufmacht und überlegt. Thinking out oft he box, nennt man das heute. Das macht es natürlich nicht einfacher für niemanden.
Was mich bewegt ist die Bewegungslosigkeit von vielen, beziehungsweise die Rückwärtsbewegung. Sei es, wenn es um Umweltschutz geht; wenn es um Frauenthemen geht. All dieses Zurückgehen auf konservative Werte, aus Angst vor dem, was da vor uns kommt. Bloß nicht bewegen, lieber zurück. Früher war ja alles so toll. Das macht mir ganz schön Angst.
Ich habe dann das Gefühl, ich muss doppelt so schnell in die andere Richtung gehen. Das Konservative, das Patriarchale. Das halte ich für sehr unbewegt. Das muss man mal wegbewegen.
Es braucht mehr Vorwärtsbewegung. Die Erde dreht sich auch nicht zwischendurch wieder zurück. Wir können auch nicht sagen, ach nö, jetzt wollen wir doch mal lieber die Uhrzeiten andersrum beleuchtet haben von der Sonne. Also drehen wir mal in die andere Richtung.
Es geht ja darum, Veränderungen zu realisieren, zu akzeptieren und zu gestalten. Aber da fehlt eben vielen der Mut. Vor allem in Deutschland und insbesondere in Wuppertal. An manchen Enden können wir gar nichts mehr verlieren. Da kann man nur noch nach vorne gehen und sagen, okay, jetzt ist es soweit. Jetzt müssen wir mal alles auf eine Karte setzen.
Mich bewegt, wie fragil unsere Welt ist, in der wir leben. Wir haben es zum Glück noch nicht gespürt, das, was viele andere Menschen aber durchmachen. Sei es in der Ukraine, im Gaza-Streifen, im Sudan, in Bangladesch oder wo auch immer, wo dann ja manchmal recht plötzlich Unruhen oder Kriege hereinbrechen, und dass ja das ganze Leben plötzlich eine ganz andere Ausrichtung bekommt. Eine Existenzialität, eine Not und man völlig aus dem Rahmen geworfen wird. Wir leben hier so sicher leben und so eingelullt in Konsum und mit unserem Freizeitverhalten. Das ist ein totaler Luxus. Ich denke, dass es irgendwann überall ein Aufwachen gibt. Es beschäftigt mich, wie lange das wohl noch dauern wird und wodurch wir aus unserem Trott gerissen werden.
Mich bewegt, dass viele Umbrüche stattfinden und wir diese komplette Kugel, die wir alle bewohnen, nicht vorsätzlich kaputt machen. Ich bin ein absoluter Friedensaktivist und auch Pazifist und mich bewegt in diesen Zeiten, möglichst viele Menschen zu treffen und das Gefühl zu geben, dass Frieden nicht schlecht ist.
Was mich umtreibt, ist im Moment Angst, weil ich viel zu viel an Militarisierung um mich herum sehe, also dieses ganze Gerede: „Wir haben nicht genügend Bunker.“ Sowas jagt mir Angst ein. Ich lese in der Zeitung, wie wichtig es ist, den eigenen Keller so umzurüsten, dass man dorthin gehen kann, und ich frage mich: Wo lebe ich? In welcher Zeit? Ich hätte mir das nicht träumen lassen, dass ich das noch erlebe.
Bedroht fühle ich mich gar nicht konkret – jetzt von Putin oder sonst wem –, sondern von dieser allgemeinen, aufgeheizten, militaristischen Stimmung. Diese Selbstverständlichkeit, dass ein Krieg einfach dazugehört. Dass wir uns auf den Krieg vorbereiten müssen und dass das niemand irgendwie besonders erwähnenswert findet. Das passiert einfach. Das finde ich so erschütternd.
Ich glaube, dass wir da reingeführt werden, reinrutschen, wie auch immer. Und mein Impuls ist, mich mit Leuten zu treffen, damit ich mich nicht so machtlos fühle.
Ich komme aus Polen und lebe immer auf der Straße. Seit 5 Jahren. Ich trinke sehr viel, Bruder. Das macht dich stoppen. – Ich versuche, ohne. – Ich mache, ich versuche. Versuche es wieder…
Mich bewegt die Wut über Millionen von Autos, die die Straßen verstopfen, die Luft verpesten. Die Wut gegen Nazis. Und gegen die immer weiter nach rechts rückende Politik – auch der anderen Parteien. Wut ist ein ganz wichtiger Antrieb für mich, etwas in Bewegung zu setzen – gegen Widerstände. Ich werde jetzt bei einem antifaschistischen Bündnis, „Wuppertal stellt sich quer“ mitmachen. Und einzelne Aktionen dann auch mitplanen.
Das Thema Neuanfang ist für mich gerade ganz super wichtig. Alles– wirklich alles –, was in meinem vergangenen Leben an Sicherheit gewesen ist, hat sich gerade in Luft auflöst.
Ich hab viel erfahren an mentaler Gewalt. Entweder du parierst und funktionierst so, wie die anderen das wollen, oder du bist echt mal raus. Aber so ganz fix raus. Also, wenn du dich weigerst, ein Arschloch zu sein, bist du raus. Und da ich das nicht mache, war ich jetzt total froh, hier auf Menschen zu treffen, die so ticken wie ich.
Mich bewegt, warum werden so viele Lebensmittel weggeworfen, wo so viele Menschen hungern? Die haben heute Möglichkeiten, das zu verarbeiten und dann auch zu verteilen. Aber müssen die Großen jedes Jahr noch mehr und noch mehr Profit machen!?
Das, was in Deutschland nicht gebraucht wird, sollte in ein armes Land gehen.
Man könnte das doch haltbar machen, in Dosen oder. Wenn ich jetzt Familie habe, die muss in meinem Land hungern und hier ist alles im Überfluss. Und wird dann weggeschmissen. Weg damit! Es gibt ja Neues! Dass da manche ausrasten, kann ich verstehen. Alles ungerecht, alles ungerecht verteilt!
Hier in Deutschland, gibt es viele, viele Probleme. Zum Beispiel meine Ex-Frau. Sie hat alle drei Kinder genommen. Und ich muss Unterhalt bezahlen für Kinder. Ist teuer. Und in Deutschland gibt es Steuer! Muss man immer mehr bezahlen. – Aber ich habe neue Frau. Die bewegt mich auch.
Wer bewegt dich?
Ein Idol? Es gibt einen Amir. Der macht wie ich in Trading, Bitcoin. Der ist jetzt Millionär seit zwei Jahren. Auto, Lamborghini. Der ist jetzt 24. Es gibt so viele Leute, die jetzt Millionär sind. Sie sind jung. 18,19 und 20 Jahre alt. Jetzt ist es nicht schwer, Geld zu machen. Du musst nur deinen Kopf öffnen, weißt du?
Boah, mein Hirn, meine vielen Hirne halten mich total aufs Herz. Ich denke mal, dass ich ADHS habe. Ich habe mehrere Hirne gleichzeitig arbeiten, oder Partien, die alle ganz viel Ideen haben, umsetzen wollen und gleichzeitig aktiv sind. Das bewegt mich.
Winnetou Pierre Brice. Der bewegt mich schon seit Jahren, wie der Völker zusammenbringt. Welche Ideen der hatte. Der ist in Länder gefahren, hat Sachen hingeliefert. Der hat immer wieder appelliert im Fernsehen, Leute, hört mir zu, vertragt euch. Der ist bis heute mein Idol.
Mich bewegen die Klitschkos. Ich weine auch sehr oft, weil ich mag die.
Nelson Mandela. Mutter Teresa. Die haben was bewegt. Das sind für mich Vorbilder. Aber manche sind jetzt gestorben. Jetzt braucht es neue, ne? Aber wo willst du die herkriegen?
Wer mich bewegt, meine aktuellen Vorbilder sind meine Lehrer auf der Abendschule, weil die das Potenzial der Schüler, die diese zweite Chance ergreifen möchten, sehen und sich so viel bemühen, dass diese Leute auch was schaffen.
Mein Gewissen bewegt mich. Nicht nur an dich selbst denken. Guck mal, wie die anderen Leute sind. Wie ihr, ihr wollt die Leute zusammen bringen. Das bewegt mich.
Vorbild in meinem Leben ist unser König in Marokko. Hassan II. er ist schon gestorben. Er war eine gebildete Person. Er hatte diese Kapazität, diesen Ausgleich in der Gesellschaft zu finden. Und er hat die Ingenieure eingeladen für eine Architektur, die zu unserer Kultur gehört, zu unserer Identität. Und einen Sinn bringt für die Bürger.
Mein Fahrrad bewegt mich oft, ich bewege mein Fahrrad. Und dafür bin ich sehr dankbar. Das ist eine gute wechselseitige Beziehung!
Mein Großvater hat mich bewegt. Der hatte noch den Krieg erlebt. Er kam aus einem Gebiet, das heute nicht mehr Deutschland ist – aus Preußen – und er hat in Deutschland nicht nur seine Heimat wiedergefunden, sondern auch eine ganz neue Heimat für seine Familie. Und dabei niemals außer Acht gelassen hat, wie viele Leute ihm geholfen haben. Und das wiederzugeben ist ein Teil unserer Familiengeschichte.
Ihr bewegt mich. Ihr sagt, guckt doch mal von der Seite. Oder beobachtet das mal von oben. Dass ich mir das aus anderen Perspektiven anschaue. Nicht immer nur klein, klein, klein. Ihr stoßt mich praktisch an.
Was bewegst du?
Meine Yoga-Matte rolle ich jeden Morgen auf und bewege mich. Meinen Körper bewege ich. Meine Glieder. Meine Faszien. Mein Gehirn bewege ich jeden Tag. Meine Finger auf dem Laptop. Leider sehr viel.
Ich bewege meinen Magen-Darm-Trakt.
In der Familie kann ich was bewegen. Wenn mir irgendwas nicht gefällt, dann reden wir darüber. Und wenn ich Glück habe und die sagen dann, ja, Mama hast schon recht, stimmt schon. Ich finde, dann habe ich was bewegt.
Ich versuche andere zu bewegen über unsere Firma, über Catmoon, 10 % des Jahresumsatzes fliessen immer in soziale Projekte innerhalb Oberbarmens. Nicht immer monetär, sondern auch durch Zeit, die wir verschiedenen Initiativen schenken können, die sich sonst keine Begleitung leisten können. Das Statement, das wir nach außen tragen möchten, ist ganz einfach: Alles ist möglich – wir müssen es aber zusammen machen.
Früher habe ich viel bewegt. Heute schaffe ich fast gar nichts mehr. Früher hab ich Autos, Fahrräder, Mopeds und, und, und gefahren und auch repariert. Ich darf heute nichts mehr machen. Ich habe 90% Schwerbehinderung und ich darf noch nicht mal auf eine kleine Stufe. Dann kippe ich schon wieder um.
Ich bin ein wichtiger Bestandteil bei uns zu Hause, in der Familie, für meine Tochter. Ich versuche ihr die bestmögliche Zukunft vorzubereiten. Es gehören nicht unbedingt materielle Sachen dazu, sondern mein Kind muss sich geliebt fühlen und das Gefühl haben, ich bin zwar klein, aber ich habe hier auch meine Meinung, ich kann ja auch was entscheiden und bewegen.
Damit sie, wenn sie eine Erwachsene ist, bessere Bedingungen hat als manch andere vielleicht. Das ist mir sehr wichtig.
Vielleicht bewege ich etwas mit unserer Arbeit, dass wir es schaffen, Menschen zu uns zu bringen und die zu integrieren in die deutsche Gesellschaft.
Ich hoffe, dass wir unsere Umwelt retten. Ich gehe ständig zu Demos. Und hoffe im Inneren, dass wir wieder irgendwie was erreichen. Wir müssen nur aufeinander zugehen und uns zuhören. Ich hoffe, dass die Politik auf unsere aller Sorgen, Nöte, Ängste, Kummer eingeht.
Ich versuche, die mit mir arbeiten auf den richtigen Weg zu bringen. Wenn sie sagen, das kann ich nicht, das kann ich nicht.
Ich hoffe, ich beweg was mit unserer Theatergruppe. Ich weiß es ja nicht, aber die Sachen, die ich so zu hören kriege bis jetzt – die Leute sind alle gerührt.
Ich bin beim Ordnungsamt. Ich sag, ich gebe dir jetzt eine mündliche Verwarnung, beim nächsten Mal bist du schriftlich dran. So, dann ist er weg. Dann weiß ich nicht, ob er beim nächsten Mal wieder das Gleiche macht. Oder ob ich den bewegt habe, etwas Besseres zu tun? Das weiss ich nicht.
Einen Beitrag für die Gesellschaft leistet jeder von uns. Ich mache das über Arbeit, über Verhalten, über das Miteinanderleben. Resilienz ist ein ganz wichtiger Punkt. Wie schlimm oder wie gut die Vergangenheit war. Es ist Resilienz, die einen bewegt.
Durch meine ehrenamtliche Arbeit bewege ich ziemlich viel in Kindern und Jugendliche. Was ich mache, fängt von schulischer Hilfe an, bis hin zu irgendwelchen psychischen Problemen oder familiäre Problemen. Und wenn ich das dann mitgeben kann, wachse ich ja auch selbst an meiner Persönlichkeit.