Das Haus der Möglichkeiten

30 Jahre Färberei

Foto: Max Höllwarth

30 Jahre Färberei – in der Zeit ist viel passiert. Iris Colsman und Ellen Dieball berichten von der Gründung des inklusiven Kommunikationszentrums, von einem fast unüberwindbaren Hindernis und von einem berühmten Türsteher. In voller Länge gibt es das Gespräch im Podcast, hier ist es knackig zusammengefasst.

 

Ein Zentrum für Menschen mit und ohne Behinderung, ein Ort der Begegnung, Raum für Kultur und Kunst, Engagement im und für den Stadtteil: Das war vor 30 Jahren keine Selbstverständlichkeit, sondern eine neue Idee, berichtet Ellen Dieball, die die Färberei vor 30 Jahren mit Peter Hansen und einem kleinen Team gegründet hat. In den drei Jahrzehnten hat die Färberei immer wieder Unmögliches möglich gemacht. Darum nennen Iris Colsman und Ellen Dieball sie „Das Haus der Möglichkeiten“.

 

Es ist ein sehr heißer Dienstagmorgen, der 13. August, ein ganz besonderer Tag: Heute genau vor 30 Jahren hat die Färberei ihre Türen geöffnet und ihre Arbeit hier in Oberbarmen aufgenommen. Ellen Dieball und Iris Colsman sitzen im Café der Färberei, neben ihnen stehen farbenfrohe Blumen und ein Bild von Peter Hansen, der im Mai 2013 plötzlich verstorben ist. Seine Idee aber lebt weiter in der Färberei.

 

Ellen Dieball ist seit dem ersten Tag des Kommunikationszentrums für Menschen mit Behinderung als Therapeutin tätig: „Das ist meine Hauptfähigkeit – ich war aber auch die erste Angestellte der Färberei und mit Peter Hansen Geschäftsführerin“, sagt sie und erklärt später, dass die Entscheidung für eine Frau und einen Mann in der Geschäftsführung damals bewusst gefallen ist, um ein Statement zu setzen. Es war Peter Hansens Idee, die Färberei zu gründen, verbunden mit seinem Wunsch als sehr musikalischer Mensch, dass hier Konzerte für alle stattfinden. Auch mit dem Stadtteil war er sehr verbunden – was wiederum ihn und Iris Colsman, ab 1997 ehrenamtlich beim Trägerverein tätig, heute Geschäftsführerin, verbunden hat und wodurch viele Ansätze der Stadtteilarbeit, die heute in Projekten wie Utopolis umgesetzt werden, entstanden sind. „Wir haben unsere Tentakel in den Stadtteil geworfen, mit dem Impuls, dass die Kultur dort stattfindet“, beschreibt Iris Colsman. Und das tut sie, durch das Engagement der Färberei ist im Stadtteil viel passiert, einige Projekte werden vom Quartiersbüro oder dem BOB-Campus weitergeführt. Die Unterstützung der Stadt war der Färberei von Anfang an sicher – vor allem in der Person Stefan Kühns, der sich auch jetzt im Ruhestand noch in vielerlei Hinsicht engagiert.

 

Heute ist die Färberei fest im Stadtteil verankert – aber das war bei der Gründung gar nicht so gedacht: Ellen Dieball erzählt, dass der Verein auf Räume in Elberfeld hoffte, dort aber nichts zu finden war. Einzig das Gebäude am Stennert kam in Frage – das damals schon länger keine Färberei mehr war, sondern als Kraftfahrzeugwerkstatt genutzt wurde. Da Voraussetzung war, dass Veranstaltungen, ein Café und die Beratung unterkommen, musste die Färberei kräftig umgebaut werden. Und das Team um Ellen Dieball und Peter Hansen hat wirklich an alles gedacht. An unterschiedliche Etagen-Farben zur Orientierung für alle, die nicht lesen können, an Toiletten für Menschen mit Behinderung auf jeder Etage – aber leider ließ sich bei dem größten Hindernis nichts mehr machen: Die Eingangstüren sind bis heute die größte Hürde – vor allem für diejenigen, die nicht im Rollstuhl sitzen. Wer hat hier nicht schon gewunken, gezogen, gedrückt, geschoben und an sich selbst gezweifelt…? Iris Colsman weiß, wie man mit einem Lächeln und einem Späßchen alle reinholt, auch wenn sich das Färberei-Team bis heute andere Türen wünscht.

 

Wer es geschafft hat, findet in den Räumen der Färberei dann aber viel Barrierefreiheit vor: in der Beratung, im Café, in der Kultur. Wer Fragen bei psychologischen oder praktischen Themen hat, bekommt hier Antworten. Wer neue künstlerische Eindrücke braucht, findet sie bei den vielen Veranstaltungen von Spotlight: Kulturbühne Oberbarmen und transit_oberbarmen. Wer mit oder ohne Rollstuhl feiern möchte, kann zum Beispiel auf die Single-Partys der KoKoBe kommen. Und diese Arbeit leistet die Färberei nun schon seit 30 Jahren – mit viel Unterstützung der Stadt, vielen Freiwilligen, Engagierten und einem unermüdlichen „Türsteher“ namens Stefan Kühn. Das wird am ersten September-Wochenende zelebriert, mit einer Feier der Möglichkeiten in der Färberei – dem Haus der Möglichkeiten.

 

Mehr zum Programm und den Podcast gibt es online:

>> hier findest Du unter dem Menupunkt „Über uns“ viele weitere Informationen über Geschichte und Gegenwart der Färberei

>> hier kannst Du den Podcast mit Iris Colsman und Ellen Dieball über die Färberei hören/herunterladen.

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