Seit 130 Jahren für den Stadtteil da

Schreibwarenladen an der Oststraße

Ein Mann steht vor der Tür eines antik anmutenden Ladens mit bunt dekorierten Schaufenstern
Foto: Alina Komorek

Vier Stufen geht es hinauf, dann durch eine alte Tür, an deren Klinke ein Glöckchen verkündet, dass Kundschaft da ist. Innen gibt es hohe Regale, einen Tresen voller Füller und dahinter zig Schubladen, in denen allerlei Bürobedarf zu finden ist.

 

Den Schreibwarenladen an der Oststraße gibt es seit 130 Jahren – und obwohl es hier neben Altbewährtem auch neue und sogar Trendprodukte gibt, hat sich eines nie geändert: Die Inhaberin Jutta Hugo-Schnitzlohne und ihr Mitarbeiter Philipp Dreher sind immer da für die Menschen im Stadtteil und verkaufen hier Gutes nach bestem Wissen und Gewissen.

 

Sie statten die i-Dötzchen nicht nur mit Heften, Buntstiften und Rucksäcken aus, die lange halten sollen, sondern helfen mit Bewerbungen, schaffen eine familiäre Atmosphäre und stellen das Soziale in den Mittelpunkt, erklärt Philipp Dreher. Er wird den Laden übernehmen, wenn seine Chefin im nächsten Jahr in Rente geht. „Wir weigern uns ein bisschen, die Preise zu erhöhen, weil wir wissen, wie die Lage hier im Stadtteil ist“, erklärt der zukünftige Inhaber. „Wir kommen der Kundschaft entgegen. Wenn es allen gut geht, ist das schön.“

 

Wie wichtig diese Rücksicht und Wärme in Zeiten wie unseren ist, hat der junge Mann vor ein paar Jahren selbst erfahren: „Meine Chefin hat mich gerettet zu einem sehr schweren Zeitpunkt in meinem Leben – und mir den Spaß an der Sache gegeben.“ Weil es nämlich nicht nur ums Geschäft geht, sondern um die Menschen. Nicht um Kommerz, sondern um die Kundschaft. Nicht ums Geld, sondern um Qualität.

 

Und das hat sich bewährt: 130 Jahre lang den Laden am Laufen zu halten, funktioniert wohl nur mit starken Werten unabhängig von Trends und Fortschritt, die der kleine Laden natürlich auch zu spüren bekommt. Doch hier werden eben nicht nur Leute fündig, die schon seit mehreren Jahrzehnten auf ihren Füller schwören oder dem Enkelkind einen Lamy in die Schultüte packen wollen: Der Laden ist ein vollwertiger Buchhandel mit einer kleinen Auswahl, aber der Möglichkeit, alle Bestseller und Bücher, die es werden wollen, zu bestellen – meist sind sie am nächsten Tag da.

 

 Es gibt Spiele und Kuscheltiere, Bastelwaren für die Laternen zu Sankt Martin („Wir verteilen dann auch Süßigkeiten“, verspricht Philipp Dreher), Kalender und Planner für das kommende Jahr, Radiergummis in Dino-Form, Lego, einen Kopierer, ehrliche Beratung und ein kleines Museum: Rote Lehrertinte und Bücher, die fast so alt wie der Laden sind, antike Fotos von Wichlinghausen sowie Literatur zur Wuppertaler Geschichte.

 

Kurz vor der Mittagspause klingelt das Türglöckchen nach einem ruhigen Gespräch gleich mehrmals hintereinander: Erst kommt ein Kunde auf der Suche nach Klebstift und Fineliner, dann der Lieferant mit den bestellten Büchern, mit dem heute niemand mehr gerechnet hat. Umso schöner, dass die Kund*innen nun doch ihren Lesestoff abholen können – ab 15.30 Uhr, wenn der Laden mit der alten, aber keineswegs verstaubten Einrichtung wieder öffnet.

 

Der Schreibwarenladen (Oststraße 9 in Wichlinghausen) ist montags bis freitags von 8.30 bis 13 Uhr und von 15.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. Mittwochnachmittags ist er geschlossen, aber samstags macht er vormittags auf. Aber Achtung: nur Barzahlung!

>> hier geht es zur Internetseite des Ladens

>> hier geht’s zurück zur Homepage der Färberei