
Kati Trempler ist 42 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern und lebt seit 11 Jahren in Wuppertal.
Sie leitet die Färberei – ein Zentrum, das sich für das Zusammenleben von unterschiedlichen Menschen einsetzt.
Sie kommt aus Ostdeutschland und engagiert sich für gelungene Zusammenarbeit von Menschen mit verschiedenen Hintergründen.
Sie wurde dieses Jahr Vorsitzende eines Netzwerks für Kultur.
Sie setzt sich für Kunst und Kultur in Wuppertal ein.
Kolumne zu Kunst und Kultur in einfacher Sprache
Es gibt Worte, die klingen schön und sollen helfen.
Sie sprechen von Zusammenarbeit und Vielfalt.
Aber wenn ich mich umschaue, sehe ich, dass diese Worte oft nicht wirklich gelebt werden.
Wir sprechen über Kultur oft wie in einem Kampf.
Draußen im Internet beeinflussen Computerprogramme viele Menschen.
Drinnen versuchen die letzten mutigen Menschen, miteinander auszukommen.
Das ist schwer und wir müssen daran arbeiten, es zu schaffen.
Leute werden durch viele laute Informationen im Internet verwirrt.
Sie wissen dann weniger, statt mehr.
Das macht sie unsicher.
Sie wissen nicht, was sie glauben sollen.
Eva Menasse sagt: Das führt zu blinder Skepsis.
Das bedeutet, die Menschen sind gegen alles skeptisch, ohne zu wissen warum.
Die Stimmung wird dann irrational, die Menschen vertrauen einander weniger.
Es gibt keine Experten mehr, denen man vertraut.
Wir bewegen Menschenmassen, wissen aber nicht, wohin.
Vielleicht zu Orten, wo es laut ist, weg von echten Gesprächen.
In der Online-Welt, wo man anonym bleiben kann, wird viel kritisiert.
Weil man keine Konsequenzen fürchten muss, kann man einfach das Handy ausschalten, wenn es einem zu viel wird.
Aber wie wäre es, wenn wir wieder in einem echten Raum zusammenkommen?
Einen Raum mit Sofas und einem Holzfußboden.
Lasst uns dort akzeptieren, dass wir alle unterschiedlich die Welt sehen und deuten.
Kultur ist ein Ort, wo man diese Unterschiede aushalten lernt.
In der Kunstszene kommen Menschen zusammen, die wissen, dass ihre eigene Haltung wichtig ist.
Ich war neulich bei einer Ausstellung.
Dort haben Bilder geholfen, dass wir alle unsere Meinungen teilen, auch wenn sie verschieden sind.
Lasst uns das auch in allen Bereichen des Lebens tun.
Lasst uns riskieren, dass die Meinung eines Anderen vielleicht mehr Sinn macht als unsere eigene.
Vielleicht ist das der tiefere Sinn: Kultur ist kein Schonraum.
Es ist ein Ort, um Unterschiede zu üben.
Wenn wir eine Meinung fordern, müssen wir auch mutig genug sein, sie zu riskieren.
Vielleicht brauchen wir jetzt weniger Aufregung und mehr Bereitschaft, den Anderen Raum zu geben.
Das ist wichtig, damit Kultur lebendig bleibt:
Ein ständiges Ringen um das, was wir gemeinsam haben und immer wieder neu erfinden müssen.
Das Ergebnis ist eine Art von Unsicherheit.
Die macht uns nicht Angst, sondern hilft uns zu wachsen und uns zu entwickeln.
Der Originalartikel wurde in der WZ veröffentlicht (link).