Nicht auf den Kopf gefallen

Im PolitCafé der KoKoBe machen Menschen mit Lernschwierigkeiten Politik

Menschen sitzen am Tisch und winken.

„Wir sind zwar behindert, aber nicht auf den Kopf gefallen“, findet ein Teilnehmer, der regelmäßig zu den Treffen des PolitCafés der KoKoBe kommt. Er und die anderen Gruppenmitglieder wollen mitreden können – sie sind Menschen mit einer Stimme und wollen sie nutzen.

Sie treffen sich also alle zwei Wochen, um die Hürden zu überwinden, die die Gesellschaft Menschen mit geistigen Behinderungen oder Lernschwierigkeiten in den Weg stellt. Dabei überlegt die achtköpfige Gruppe, wie sie sich nennen will: Hört sich „Menschen mit geistiger Behinderung“ oder „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ für alle passend an? Was passiert im Land – besonders aktuell mit der Bundestagswahl vor der Tür? Wie überzeugt die Gruppe die politischen Gremien davon, einfache Sprache zu verwenden? Wie sieht es eigentlich mit der AfD aus, die ihr Programm tatsächlich in einfacher Sprache rausbringt – aber die Interessen von Menschen mit Behinderung überhaupt nicht vertritt? Und: Wie grün sind die Grünen eigentlich noch?

Diese Fragen werden im PolitCafé diskutiert – aber dabei bleibt es nicht: Die Gruppe mischt sich ein. Beim Besuch im Düsseldorfer Landtag sprechen sie mit den Abgeordneten der Grünen, der SPD, der FDP – und löchern sie, wollen herausfinden, wie der politische Betrieb läuft. Sie gestalten Schilder mit der Aufschrift: „Halt! Bitte leichte Sprache“, um darauf aufmerksam zu machen, dass es oft nicht einfach ist, dem politischen Sprech zu folgen. Sie haben Oberbürgermeister Uwe Schneidewind getroffen und sich mit ihm über die Arbeit im Rathaus unterhalten. Und auch der OB nutzte die Gelegenheit, um ein bisschen was nachzuholen: „Wie sieht denn eigentlich so ein Schwerbehinderten-Ausweis aus?“, fragte er – die Gruppe half aus und zeigte und erklärte, was es heißt, so einen Ausweis zu haben.

Neben dem großen Nachholbedarf gibt es aber auch Dinge, die sich bereits gebessert haben: Das PolitCafé freut sich zum Beispiel darüber, dass das Wuppertaler Sozialamt die städtische Homepage in einfacher Sprache herausgebracht hat. Und auch, dass es die Tagesschau nun mit leichter Sprache zu sehen gibt, macht es den acht PolitCafé-Gästen leichter: „Endlich gibt es Nachrichten, die ich verstehe, und die für mein Alter sind – jetzt muss ich keine Kindernachrichten mehr schauen“, erklärt eine Teilnehmerin.

Aktuell verfolgt das PolitCafé ein bestimmtes Ziel: Die Gruppe hofft, bald einen Vertreter oder eine Vertreterin im Beirat der Menschen mit Behinderung stellen zu können, die über ihre Lebenssituation berichten und die Gremien beraten kann – und sich für räumliche und sprachliche Barrierefreiheit einzusetzen. Das wird vielleicht nicht einfach, aber das PolitCafé bleibt dran: „Stark und kämpferisch und mutig – ich finde, wir sind eine tolle Truppe!“

Gegründet wurde das PolitCafé 2021. Anfänglich wurde es von der Aktion Mensch gefördert. Inzwischen findet die Stadt Wuppertal das Projekt so wichtig, dass es die Weiterführung bezuschusst – darüber freut sich die Gruppe sehr.

Das PolitCafé der KoKoBe findet alle zwei Wochen mittwochs in der Zeit zwischen 17 und 19 Uhr statt. Wer Interesse hat, kann einfach dazukommen. Infos gibt es bei Anna Lena Wimmers: 0202 6679406.

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