An der Grenze schweben 

Gemeinsam dösen Schlafkonzert in der Färberei

Musiker auf der Bühnen vor Publikum mit Schlafsack auf dem Boden liegend
Foto: Daniela Raimund

Das Gefühl, wenn wir zwischen Wachsein und Traum übersetzen, die Kontrolle loslassen, uns halb von Gedanken lösen: Es entsteht ein Annehmen dessen, was nicht ganz bewusst ist, ein Wahrnehmen von Geräuschen und Klängen, mit denen wir an der Grenze zum Schlaf schweben.  

 

Ein Schlafkonzert ist schon ein außergewöhnliches Format: „Die Idee ist nicht unbedingt, gut und tief zu schlafen“, erklärt Heinrich Lenz. Er hat elektronische Komposition studiert und organisiert nun die Schlafkonzerte. Bereits zum zweiten Mal lädt er die Zuhörer*innen in die Färberei ein, ihre Isomatten und Schlafsäcke auszurollen und es sich die Nacht über bequem zu machen und der Musik von vier Künstler*innen zu lauschen. Bis zum Morgengrauen verweilen sie dann miteinander bei den Klängen und Geräuschen, beim Rascheln von Buchseiten, beim Rauschen der Wupper und beim Rattern der Schwebebahn. Und weil immer ein bisschen was passiert, wird wohl niemand in den Tiefschlaf fallen – aber das ist ja auch gar nicht vorgesehen. Denn im Tiefschlaf geht eine Blockade hoch, die Geräusche und Klänge wegschiebt und nur noch Alarmsignale zu uns durchdringen lässt. Wenn wir uns aber an der Grenze aufhalten, uns im Halbschlaf befinden und bloß leicht schlummern, nehmen wir die Musik auf eine besondere Weise wahr: Die Hierarchie der Signale löst sich auf und wir hören den Klang an sich.  

 

„Die Gäste bewegen sich ganz langsam und bewusst“, beschreibt Heinrich Lenz seine Erfahrung von anderen Schlafkonzerten. Wenn wir uns hinlegen und dösen, sind wir sehr fragil – auch das Schlummern selbst an der Grenze zwischen Wachsein und Schlafen kann leicht zerbrechen. Wir müssen uns sicher fühlen, um mit vielen Menschen in einem Raum loslassen zu können. Die Musik greift auf, was in der Umgebung zu hören ist – vom abendlichen Bellen eines Hundes bis zum Gezwitscher der Vögel am Morgen. Während wir anfangs noch lesen oder zeichnen, wird es um Mitternacht herum meist still. Die Störungen werden weniger, dem Gleiten in den Halbschlaf steht nichts mehr im Wege. 

 

Am Morgen – etwa gegen 7 Uhr, wenn es dämmert – gibt es ein gemeinsames Frühstück. Dabei reflektieren wir das Erlebte: Die Wahrnehmung der nächtlichen Geräusche, die Klänge, die sowohl als beruhigend als auch mal als düster erlebt werden können, das Zusammensein und den Zustand des Schwebens an der Grenze zum Schlaf. 

 Wer offen für diese besondere Erfahrung ist, kann am Samstag, 2. November, ab 20 Uhr (Einlass) am Schlafkonzert in der Färberei teilnehmen. Wichtig ist es, pünktlich zu sein: Ab 21 Uhr (Beginn) werden die Türen geschlossen, damit sich alle Dösenden sicher fühlen. Bitte Schlafsachen, Matratze und Schlafsack mitbringen – wer lesen, zeichnen oder stricken will, kann für den Abend auch entsprechendes Material einpacken. Die Halbschlafplätze sind auf 30 limitiert. Bucht deshalb besser vorher auf wuppertal-live.de. 

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