Schön und groß

Jazz- und Bluessängerin Brenda Boykin aus der Sicht von Brit vom Stein

Frau streckt ballt Faust
Foto: Brit von Stein

Groß und schön: so sollten sich Frauen fühlen, zeigen, wahrnehmen. Und auf diese Weise hat Brit vom Stein die Jazz- und Blues-Sängerin Brenda Boykin fotografiert. Für eine Ausstellung in der Färberei hat sie nun mehr als ein Dutzend Bilder zusammengestellt, auf denen Brenda Boykin zu sehen ist. Mit ihrer Stärke und ihrem Schmerz, mit ihrem Willen zu kämpfen und ihrem Humor – und immer als begnadete Musikerin. 

 

„Ich war total überrascht, dass ich das einzige Objekt auf den Bildern bin“, sagt Brenda Boykin. „Die Bilder sind groß – und sie sind schön.“ Stolz ist die 66-Jährige auch, denn sie hat Brit vom Stein auf einem Blues-Workshop kennengelernt, daraufhin hat Brit vom Stein auf den Konzerten über Jahre hinweg Fotos von der Sängerin gemacht – schließlich waren genug Bilder für eine erste Ausstellung entstanden. Doch nicht ohne einen besonderen Anlass: „Brenda ist im letzten Jahr 66 Jahre alt geworden, und sie gibt so viel von sich bei ihren Konzerten, dass ich ihr mal zeigen wollte, wie ich sie sehe“, sagt Brit vom Stein. „Brenda ist so ein herzlicher Mensch, das berührt mich immer wieder“, beschreibt die Fotografin. Die große Sängerin aus den USA, die in Wuppertal ihr Wahl-Zuhause gefunden hat, ist eine vielschichtige Person ganz ohne Star-Allüren, die nicht davor zurückscheut, auch komische Grimassen zu schneiden, die sich sowohl verletzlich als auch sehr kämpferisch zeigt, die zum Tanzen animiert und die Männer in ihrer Band dirigiert, erzählt Brit vom Stein. 

 

„Ich sehe aus wie eine schöne, starke Hexe, wie eine Priesterin“, findet Brenda Boykin. Und Brit vom Stein formuliert es so: „Sie hat unheimlich viel Mimik, auch viel Gestik – es ist sehr schwer, Brenda zu fotografieren, weil sie so viel mit den Händen macht.“ Um ungefilterte, ungestellte Momente festzuhalten, hat sie die Fotos bei den Konzerten einfach von ihrem Platz aus gemacht – auf diese Weise hat Brenda Boykin auch nicht mitbekommen, dass sie überhaupt fotografiert wurde. Diese vielen Ausdrücke und Gefühle, die Brit vom Stein nun in der „Hommage an Brenda“ versammelt hat, hat sie zum Teil als schwarz-weiße Bilder, zum Teil mit Farbe gedruckt. Der Hintergrund ist abgedunkelt, damit der Fokus auf Brenda Boykin liegt. Außerdem sind die Bilder groß: „Brenda ist eine Erscheinung – das kann man nicht in kleine Bilder packen“, findet die Fotografin.  

 

Dass die Ausstellung nur eine Woche nach dem Weltfrauentag eröffnet wird, passt zur Bilderreihe von Brit vom Stein. Nicht nur, weil sie als Frau eine Frau fotografiert, sondern auch, weil ihr schon immer wichtig war, dass Frauen nicht in Konkurrenz zueinanderstehen, sondern sich selbst erleben können. Mindestens das, vermutlich mehr, hat Brit vom Stein mit ihren Fotos geschafft. Denn Brenda Boykin gibt zu: „Ich habe auf den Fotos Facetten von mir gesehen, die habe ich so noch nicht gekannt.“ Und zum Weltfrauentag sagt die Sängerin: „All the women of my family are strong. They are strong because they don’t take shit.” 

 

Neben Brenda Boykins Gestik und Mimik, die sie bei ihren Konzerten mit dem Publikum teilt, gibt es noch einen weiteren Grund für die „Hommage an Brenda“; nämlich einen Gedanken, den Brit vom Stein bei ihr kennengelernt hat. „Are you ready to make mistakes?“ Eine Frage, die Brenda Boykin indirekt beantwortet, und deren Auslegung der Fotografin im Gedächtnis geblieben ist: „Mistakes lead us to interesting places.“ 

 

Ein immer interessanter Ort ist jedenfalls die Färberei: Dort findet am Freitag, 15. März, um 18 Uhr die Vernissage der Bilder von Brit vom Stein, die Brenda Boykin zeigen, statt.